Das Erdreich unter uns ist stetig in Bewegung. Natürliche Kräfte bearbeiten es –und wir Menschen, in dem wir vermessen, teilen, kartieren, bohren, graben, kratzen, planieren, versiegeln, aufreißen. Doch der Boden unter uns ist viel mehr als unbelebtes, nutzbares Material, nach dem man nur zu greifen braucht. Er ist Grundlage des Lebens, Grundlage jeder Gemeinschaft.
Ausgangspunkt für die Kompaktwoche »Über den Boden« war der Hallesche Markplatz und die sogenannte »Halle-Störung«/»Hallesche Marktplatzverwerfung«, welche das Solvorkommen mit sich brachte und schließlich dessen stadtbild- und lebensprägende Ausbeutung. Auf den Spuren dieser Bodenstruktur und basierend auf ethnografischen Beobachtungen fanden Studierende der Burg Giebichenstein und der ethnologischen Fakultät (MLU Halle) einzeln und in fachübergreifenden Gruppen zeichnerische/erzählerische Motive.
Es entstanden Anleitungen für öffentliche Interventionen am Marktplatz, Illustrationen, Interviewformate, Film- und Audioarbeiten, Sammlungen von Erden und Steinen.
Das Kursformat zeigte zudem auf, dass ergebnisoffene Kooperationen zwischen Anthropolog:innen und Designer:innen möglich sind, Schaffens- und Denkprozesse beschleunigen und zu aktuellen Debatten inner- und außerhalb akademischer Disziplinen beitragen können.
Begleitet und angeleitet wurden die Studierenden von der Anthropologin Christine Moderbacher (Max Planck Institut für ethnologische Forschung) und der Künstlerin Lenia Hauser, welche sich einem fundamentalen Thema widmen: dem Boden unter unseren Füßen. Während Lenia Hauser sich mit ihren künstlerischen Methoden geografischen Strukturen nähert, die nicht verraten, ob sie eine ferne oder nahe Umgebung, eine Landschaft oder sogar einen Organismus zeigen, beschäftigt sich Christine Moderbacher mit anthropologischen Zugängen zum Thema Boden — sowohl als lebende Substanz als auch als konkrete Erfahrung der Zugehörigkeit zu einem Ort.