Die betreffende Gips-Arbeit wurde, entgegen ursprünglicher Annahmen, bereits im Frühjahr 2023 konzipiert und realisiert, genauer: zwischen März und Juli. Die Hamas-Attacke auf Israel und der eskalierte Nahost-Konflikt waren da noch einige Monate entfernt.
Der Entstehungsprozess wurde maßgeblich von Professor Bruno Raetsch begleitet, im Kontext der Lehre. Das Werk sei – so Raetsch – im Rahmen einer experimentellen Auseinandersetzung mit nicht-figürlichen künstlerischen Formen und Materialien entstanden. Eine inhaltliche oder gar politische Botschaft sei dabei weder formuliert noch angestrebt worden. Die Installation wurde schon auf den Jahresausstellungen 2023 und 2024 gezeigt. Im Laufe der Jahre hat sie sich aufgrund äußerer Einflüsse wie Regen und Wind auch immer noch verändert.
Uns ist bewusst, dass der spontan zur Jahressausstellung 2025 aufgesprühte farbige Teil konkreter politisch gelesen werden kann. Der Künstler gibt dazu an, er habe damit das Leid der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen thematiseren wollen. Daraus ergibt sich aber nicht automatisch eine figurativ eindeutige Umdeutung des restlichen Werks. Gerade in politisch sehr polarisierten Zeiten ist es wichtig, Kunst in ihren Kontexten und Bedingungen wahrnehmen und diskutieren zu können. Dazu gehört die Möglichkeit, sie verschieden zu intepretieren. Der Austausch darüber ist nicht möglich, wenn jede Interpretation automatisch zur Wahrheit erklärt wird.
Die Hochschule steht weiterhin für einen offenen und reflektierten Umgang mit Kunst, Kritik und gesellschaftlicher Verantwortung – und wird sich auch künftig konstruktiv in Diskurse einbringen, die sich mit der Wirkung von Kunst im öffentlichen Raum auseinandersetzen. Die Perspektiven verschiedener gesellschaftlicher Gruppen sind uns wichtig. Aus diesem Grund möchten wir es nicht beim Hinweis auf die Kunstfreiheit belassen, sondern haben die Gründung eines unabhängigen Ethikrats vorgeschlagen.