Getting Informed: Design Research and the Widest Possible Boundary – A Report From Theory to Practice

Die BurgLabs sind mit einem Essay in der zweiten Publikation von MADE IN: Platform for Contemporary Crafts & Design vertreten. Unter dem Titel „Design Research and the Widest Possible Boundary: A Report From Theory to Practice" beschreiben Philipp Deny, Ulrike Silz und Ina Turinsky unterschiedliche Zugänge zu drängenden Fragen sozialer und ökologischer Gestaltung.

MADE IN ist eine Plattform, die traditionelles Handwerk und zeitgenössische Gestaltung vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen zusammenbringt. Kontakte zu den BurgLabs bestanden schon früher, etwa durch einen Vortrag und eine Podiumsdiskussionsteilnahme von Ina Turinsky auf der MADE IN DIALOGUES – Zukunft Handwerk - Konferenz sowie durch den erfolgreichen Transfer des BurgLabs Residency-Projektes von Kim Cordes. Im Rahmen einer Publikation, die gegenwärtige Arbeiten und Positionen zur Verschränkung von Handwerk, Gestaltung und Forschung versammelt, konnten die BurgLabs sich in einem eher ungewohnten Format und in ihrer disziplinären Vielfalt einbringen. In ihrem Essay Design Research and the Widest Possible Boundary: A Report From Theory to Practice beschreiben Philipp Deny, Ulrike Silz und Ina Turinsky die Arbeit der BurgLabs von drei unterschiedlichen Standpunkten – von der theoretischen Rahmung, über die praktische Herangehensweise bis zur beispielhaften Umsetzung.

Philipp Deny leitet den Text mit einer theoretischen Problematisierung in Anlehnung an den französischen Philosophen Bruno Latour ein. Der Problemzusammenhang – die sozialen und ökologischen Krisen der Gegenwart – wird hier in groben Zügen entfaltet: Anstatt von einem unbeabsichtigten Nebeneffekt ökonomischer und technischer Zusammenhänge auszugehen, wird die Funktionslogik modernen Fortschritts selbst thematisiert. Dieser wird als expansive Netzwerkbildung beschrieben, die ihre eigenen Grenzen kontinuierlich und gegen die Grenzen von Menschen und Ökosystemen erweitert. So wird die Frage nach der “widest possible boundary” aufgeworfen. Wenn die Krisen der Gegenwart auf die Aktivität expansiver und verzweigter Netzwerke zurückzuführen sind, welche Ansatzpunkte ergeben sich dann für eine notwendigerweise lokale und partikulare Gestaltungspraxis?  

Diese Frage wird im folgenden Teil von Ulrike Silz aus forschungspraktischer Sicht aufgegriffen. Forschung im Stil der BurgLabs besteht demnach im Verschieben und Neu-Ausrichten disziplinärer und systemischer Grenzen und setzt dort an, wo Mensch und Natur als lokale Bestandteile in größere Zusammenhänge verstrickt sind. Der Suche nach – und der Arbeit an – der “widest possible boundary” wird die Hervorbringung eines “smallest local denominator” entgegengesetzt. Damit beschreibt sie idealtypisch den Ethos einer transformativen Wissenschaft, die immer bereits inter- und transdisziplinär arbeitet, also auch von Beginn an mit den disziplinären Grenzen ihres Wissens und Könnens befasst ist.

Konkret wird dieser Ansatz abschließend durch eine kurze Darstellung des Projekts insectmatterIna Turinsky beschreibt hier beispielhaft und ausgehend von den materiellen Ergebnissen ihrer Forschung – der Herstellung einer Türklinke und einer Mietleuchte aus lokalen Reststoffen – wie stoffliche und ökonomische Kreisläufe einer Region gleichzeitig Ausgangs- und Endpunkt für gestalterische Interventionen sein können. Diese bringt in ihrer Konsequenz zwar weiterhin konkrete Gegenstände hervor, ihre Einbettung in die ökologischen und ökonomischen Kreisläufe wird aber nie aus dem Blick verloren.