9. Wie berücksichtigt die Hochschule Diversität in der Auswahl und Förderung von Lehr- und Verwaltungspersonal?
Wir arbeiten als Hochschule kontinuierlich an familienfreundlichen und diskriminierungssensiblen Strukturen und setzen uns für eine inklusive Arbeitskultur ein. Das Gleichstellungskonzept bildet dabei die Grundlage für alle Maßnahmen, die zur Förderung unterrepräsentierter Gruppen, zum Abbau struktureller Hürden und zum Schutz von Diskriminierung getroffen werden.
Nehmen Sie als Beispiel Stellenausschreibungen und die strukturierten, chancengerechten Auswahlprozesse: Stellenausschreibungen sind diskriminierungsfrei formuliert und betonen die Offenheit gegenüber Bewerbungen aller Menschen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Behinderung oder sexueller Identität. Bei der Sichtung von Bewerbungsunterlagen, der Entscheidung zu Gesprächseinladungen und in der Diskussion von Bewerbenden ist Diversität ein wichtiges Kriterium. Sie wird angesprochen, gemeinsam reflektiert und findet gezielt Berücksichtigung. Sie ist allerdings nicht alleiniges Entscheidungskriterium für eine Einstellung.
Ein Beispiel für die gezielte Förderung von Lehrpersonal liegt in der inhaltlichen Ausrichtung des Lehrangebots: in den wissenschaftlichen Fächern beider Fachbereiche sind wir bestrebt, unseren Studierenden eine inhaltlich, methodisch und fragenperspektivisch breit angelegte Lehre anzubieten, die auch vielfältige analytische Zugänge zu erschließen helfen soll. Wir schaffen uns so die Möglichkeit, zusätzliche diverse Ansätze ebenso wie weitere diverse Lehrende an die BURG zu holen bzw. in unserer Diversität, Diversität an der BURG zu lehren.
Auch in den künstlerisch-gestalterischen Studiengängen verstehen wir Diversität als wesentlichen Bestandteil unseres Selbstverständnisses: Unterschiedliche ästhetische Positionen, kulturell geprägte Gestaltungspraktiken und individuelle künstlerische Ausdrucksformen werden ausdrücklich gefördert und als bereichernd für Lehre und Forschung angesehen. Im Design wird methodisch und inhaltlich ein breites Spektrum an Themenfeldern behandelt, in denen die Berücksichtigung von vielfältigen Perspektiven und Vorgehensweisen bei der Entwicklung von Entwürfen eine essenzielle Rolle einnehmen.
Auch bei der Vergabe von Gastprofessuren und Lehraufträgen, für Gastkritiken, bei Exkursionen etc. sind wir darum bemüht, vielfältige und an dieser Hochschule
möglicherweise unterrepräsentierte Perspektiven einzubringen und uns mit ihnen
auseinanderzusetzen. Die vielen Gaststudierenden, die von anderen Hochschulen (auch aus dem Ausland) kommen und ihre Perspektiven mitbringen, bereichern ebenfalls die Breite der Perspektiven in der Lehre. Wir sind zudem immer interessiert am Austausch mit der Studierendenschaft hinsichtlich Vorschlägen für das Einladen von Gästen und Lehrbeauftragten oder für die Entwicklung von (auch studiengangsübergreifenden) Semesterthemen angeht. Im Rahmen von freien Semester- und Abschlussprojekten ist es darüber hinaus möglich, einen besonderen Fokus auf die Thematik Diversität und Multiperspektivität zu legen.
Die Vielfalt an Perspektiven eröffnet neue gestalterische Denk- und Erfahrungsräume und trägt dazu bei, die künstlerische und gestalterische Lehre an der BURG als offenen, dynamischen und gesellschaftlich relevanten Raum weiterzuentwickeln. Diversität wird dabei nicht nur als Inhalt, sondern auch als Methode und Haltung in künstlerischen und gestalterischen Prozessen sichtbar.
8. Warum zeigt sich das Rektorat oft wenig kritikfähig und nimmt Vieles schnell als persönlichen Angriff wahr?
Eine interessante Frage. So, wie gestellt, lässt sie sich möglicherweise nicht zufriedenstellend beantworten. „Das Rektorat“ ist ein Abstraktum und als solches ist es nicht zu einer „persönlichen Wahrnehmung“ fähig. Im Unterschied zu den sechs Individuen, die das Rektorat bilden. Klar.
Dennoch, eine Antwort ist den Versuch natürlich wert: In Ihrer Frage schließen Sie die Behauptung geringer Kritikfähigkeit mit der Beobachtung einer raschen Angriffswahrnehmung kurz. Sprich, Sie bilden – bewusst oder auch nur unbewusst – keine Frage, sondern einen Kurzschluss. Nun liegt es in der physikalischen wie semantischen Natur von Kurzschlüssen, dass sie den Ausfall von Sicherungssystemen provozieren. Zack. Da fliegen die Sicherungen raus. Auch hier also: Auf einen Kurzschluss, der nur so tut, als sei er eine Frage, lässt sich keine befriedigende Antwort geben. Allerdings. Lassen Sie uns über „Kritik“ sprechen und über den Unterschied von Kritik zur bloßen Behauptung von Kritik. Oder von Kritikunfähigkeit. Lassen Sie uns also den Fokus auf Begriff und Funktion von „Behauptungen“ richten. Denn dann ließe sich auch über Angriffssensibilität anders nachdenken: Im Unterschied zu „Kritik“ zielen die Behauptungen von Kritik und geringer Kritikfähigkeit sehr wohl auf „Angriff“. Kommunikativ alles sehr spannend. Gerade in heutiger Zeit.
7. Sind Informationen an der Hochschule mehrsprachig zugänglich?
Die BURG engagiert sich aktiv dafür, Sprachbarrieren abzubauen und ein mehrsprachiges Umfeld zu schaffen – sowohl für internationale Studieninteressierte als auch für internationale Studierende, Lehrende, Mitarbeitende und Gäste.
1. Website und Informationsmaterialien
Zentrale Kommunikationskanäle wie die Website sowie hochschuleigene Publikationen wie das Jahrbuch und Informationsmaterialien sind in Deutsch und Englisch verfügbar und werden kontinuierlich erweitert.
2. Beratung und persönliche Unterstützung
Im Studieninformationszentrum und International Office unterstützt ein mehrsprachiges Team Studieninteressierte und Studierende unter anderem auch auf Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Türkisch.
3. Sprachförderung für Studierende und Mitarbeitende
Internationale Studierende können an Deutsch-Sprachkursen teilnehmen, um den Alltag an der Hochschule und in Halle besser zu meistern. Zudem gibt es hochschulspezifische Englischkurse für alle Studierenden – etwa zur Vorbereitung auf internationale Kooperationen, Auslandssemester oder englischsprachige Projekte. Darüber hinaus werden Mitarbeitende in Verwaltung und Werkstätten durch Sprachkurse und Fortbildungen gezielt geschult, um die Kommunikation mit internationalen Hochschulangehörigen zu verbessern. Ziel ist es, ein offenes und unterstützendes Umfeld für internationale Hochschulangehörige zu schaffen und allen Mitarbeitenden interkulturelle Weiterbildungsangebote zu ermöglichen.
4. Internationale Kommunikation und Sichtbarkeit
Die BURG präsentiert sich auf externen Plattformen für Studieninteressierte in englischer Sprache und ist international sichtbar. Darüber hinaus ist die Hochschule bei internationalen Veranstaltungen – wie Ausstellungen im Ausland, Hochschulmessen oder Präsentationen an Partnerhochschulen – regelmäßig mehrsprachig präsent.
Fazit:
Die BURG baut ihre mehrsprachigen Informationsmaterialien und Angebote konsequent aus – digital, persönlich und institutionell. „We speak art – and we’re learning more every day. Because language is the key to collaboration.“
6. Gibt es einen Leitfaden für studentische Hilfskräfte, der über Rechte und Pflichten aufklärt?
Die BURG hat im Juni 2024 ein Merkblatt zur Beschäftigung studentischer Hilfskräfte erstellt. Der Leitfaden zu Rechten und Pflichten für Hilfskräfte fasst alle wesentlichen Informationen rund um die Beschäftigung von studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften zusammen – darunter rechtliche Grundlagen, Arbeitszeiten und Zeitnachweise, Aufgabenbereiche, Vergütung, Urlaub sowie das Ende des Beschäftigungsverhältnisses.
Der Leitfaden wurde nach den Tarifverhandlungen 2023 erarbeitet. In der Diskussion zur Umsetzung der tariflichen Vereinbarung sowohl in beiden Fachbereichsräten als auch im Senat wurde vereinbart, einen solchen Leitfaden zu erarbeiten. Der StuRa wurde bereits im vergangenen Jahr eingebunden und erhielt den Leitfaden zur Kenntnis und Weiterleitung an die Studierenden. Ziel ist es, allen Beteiligten – insbesondere den Studierenden – eine verlässliche und transparente Orientierung zu bieten.
Den Leitfaden stellen wir hier noch einmal zur Verfügung.
Bitte beachten Sie:
- Die vertraglichen Rahmenbedingungen (wie Vertragslaufzeit, Vergütung, Urlaub, Arbeitsunfähigkeit) werden von der Verwaltung, insbesondere dem Personaldezernat, betreut.
- Die inhaltliche Ausgestaltung der Tätigkeit sowie die Aufgabenübertragung erfolgen in Absprache mit den jeweiligen Lehrenden.
5. Wie begleitet die Hochschule inhaltlich und praktisch das jährliche Gedenken an den Anschlag des 9. oktober?
Die BURG begleitet das jährliche Gedenken an den Anschlag vom 9. Oktober mit großer Solidarität und Anteilnahme. Als Teil der Stadtgesellschaft ist es der Hochschule ein wichtiges Anliegen, sich sichtbar gegen antisemitisches, rassistisches und rechtsextremes Gedankengut zu positionieren – auch wenn dies nicht zu den originären Aufgaben einer Hochschule gehört.
Mindestens ein*e Vertreter*in der BURG nimmt regelmäßig an der zentralen Gedenkveranstaltung in Halle teil, um die Anteilnahme der Hochschule auszudrücken. Zusätzlich wird jährlich ein Banner am Campus angebracht, das die Solidarität mit den Betroffenen des Anschlags sichtbar macht.
Darüber hinaus beteiligte sich die BURG mit diskursiven Beiträgen am öffentlichen Erinnern – etwa in Form u.a. vom Rektorat finanziell geförderten von Publikationen, die sich mit dem Gerichtsprozess zum Anschlag in zwei Teilen auseinandersetzen, die Studierende und Lehrende im Studiengang Kommunikationsdesign veröffentlichten. Die Ausstellung zum ersten Jahrestag des Anschlags wurde tatkräftig von Studierenden des Studiengangs Komunikationsdesign unterstützt. Im Rahmen von Lehrformaten und Studienprojekten wird darüber hinaus die Thematik antisemitische Gewalt auch über den Anschlag von Halle hinaus bearbeitet.
Diese Aktivitäten stehen für das klare Bekenntnis der Hochschule zu einer offenen und demokratischen Gesellschaft.
4. Wie wird gendersensible Sprache an der Hochschule gefördert?
An der BURG ist gendersensible Sprache ein zentrales Anliegen aller Hochschulmitglieder. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zu einer wertschätzenden, inklusiven Kommunikationskultur und fördert das Bewusstsein für Vielfalt und Gleichberechtigung im Hochschulalltag. Um alle Angehörigen der Hochschule bei einer sensiblen und respektvollen Sprache zu unterstützen, wurde die Handreichung gender- und diversitygerechte Sprache und Visualisierungen entwickelt. Sie bietet praxisnahe Empfehlungen und Formulierungshilfen, um eine inklusive und diskriminierungsfreie Sprache in Lehre, Forschung und Verwaltung umzusetzen.
Aktuell startet außerdem das neue FemPower-Projekt. Auf unserer Webseite gibt es bald mehr Informationen.
Weitere Informationen: Statement zur gendersensiblen Sprache an der BURG
3. Inwiefern beinhaltet das Curriculum der Hochschule kritische Inhalte zu sozialer Gerechtigkeit, Ungleichheit und Diskriminierung?
An unserer Hochschule orientieren sich die Themen der Lehre und der Forschung an den grundlegenden Prinzipien der akademischen Freiheit, wie sie im Grundgesetz, Artikel 5, Absatz 3 verankert sind: „Die Freiheit der Lehre und der Forschung ist gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Diese Freiheit ermöglicht es uns, Themen wie soziale Gerechtigkeit, Ungleichheit und Diskriminierung in einem offenen Rahmen zu behandeln und zu hinterfragen.
Es gibt kein fest definiertes Curriculum, das diese Themen vorgibt, jedoch wird die kritische Auseinandersetzung damit innerhalb der Seminare, Projekte und kreativen Arbeitsprozesse aktiv gefördert. Die Lehrenden und Studierenden der BURG haben die Freiheit, solche gesellschaftlich relevanten Fragestellungen in ihren Arbeiten und Diskussionen aufzugreifen und zu reflektieren. Diese kritischen Perspektiven entstehen durch die Initiative und den Dialog innerhalb der Seminare, Vorlesungen und Projekte, die stets offen für neue, herausfordernde Sichtweisen sind. Darüber hinaus gibt es immer wieder Kooperationen aus der Lehre mit gesellschaftlichen Akteure*innen, die sich explizit mit sozialer Gerechtigkeit, Ungleichheit und Diskriminierung kritisch auseinandersetzen. Auch die Seminare begleitenden Workshops und Fortbildungen hinsichtlich kritischer Methoden sind in vielen Fällen in die Lehrangebote integriert.
2. Welche Weiterbildungsangebote gibt es im Bereich Antidiskriminierung, Awareness und Mediation?
Die Hochschule bietet umfassende Maßnahmen zur Prävention von Diskriminierung sowie zur Unterstützung von Personen, die von Gewalt oder Bedrohung betroffen sind. Dazu gehören Schulungen und Workshops zum Thema rassistische Diskriminierung, Diversität und Diskriminierungskritik sowie Veranstaltungen und Vorträge zur Demokratieförderung, die sowohl für Studierende als auch für Mitarbeitende angeboten werden. Zudem besteht eine Kommission zum Schutz vor Benachteiligung und es ist eine externe Anti-Diskriminierungsberatung eingerichtet worden, die als Anlaufpunkt für Betroffene dient und Unterstützung bei der Meldung von Vorfällen bietet. Wir arbeiten eng mit externen Beratungsstellen und lokalen Initiativen zusammen, um sicherzustellen, dass Betroffene nicht nur innerhalb der Hochschule, sondern auch in der Stadt Halle Unterstützung finden können. Ein Überlick findet sich hier.
Aktuell arbeiten wir daran, alle Weiterbildungsangebote und Informationen zu Diversität & Antidiskriminierung zentral auf der Website sichtbar und leicht zugänglich zu bündeln.
1. Welche Maßnahmen fördern die interdisziplinäre Lehre?
Interdisziplinarität bedeutet Zusammenarbeit und Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen und Fachbereichen der Hochschule. Sie fördert die Entwicklung neuer Perspektiven und Lösungen und ist ein wesentlicher Bestandteil einer lebendigen Hochschulgemeinschaft.
Innerhalb der Fachbereiche Kunst und Design wird die interdisziplinäre Lehre durch verschiedene Maßnahmen unterstützt, die sowohl die Grundlagen als auch spezifische Wissenschaftsbereiche umfassen. Dazu gehören Vorlesungen, die Querschnittsthemen und interdisziplinäre Fragestellungen behandeln, sowie praxisorientierte Projekte, die Studierende aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenbringen. Aufgrund der unterschiedlichen Studienausrichtungen in Kunst und Design (Diplom, Staatsexamen und Bachelor/Master) ist es strukturell dennoch eine Herausforderung, interdisziplinäre Projekte zwischen den Fachbereichen durchzuführen.
Ein weiteres zentrales Element sind im Rahmen der Hochschule veröffentlichte Publikationen, die in interdisziplinären Kontexten entstehen und als Austauschplattform für neue Ideen dienen. Fachbereichsübergreifende Kooperationen, wie beispielsweise gemeinsame Lehrveranstaltungen oder Projekte, ermöglichen es den Studierenden, ihre Perspektiven zu erweitern und das Wissen anderer Studienrichtungen zu integrieren.
Die Einrichtungen wie Studium Digitale, die Materialsammlung und die BurgLabs bieten Studierenden die Möglichkeit, digitale und innovative Lehrmethoden zu nutzen, die eine interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern. Ebenso spielen die Zentralen Werkstätten eine bedeutende Rolle, da sie den Studierenden Zugang zu unterschiedlichsten Materialien und Techniken bieten, die fachbereichsübergreifend genutzt werden können.
Kompaktwochen, Workshops und regelmäßige Jour Fixe-Termine bieten darüberhinaus eine Plattform für den interdisziplinären Austausch und die Vertiefung gemeinsamer Projekte. Besonders Ringvorlesungen und die Möglichkeit, Gastsemester in anderen Studienrichtungen zu belegen, schaffen zusätzlich Anreize zur interdisziplinären Zusammenarbeit.
Zudem gibt es Open Calls für Studierende aus Kunst und Design, wie aktuell die Ausschreibungen der Burg Galerie, die die aktive Teilnahme an interdisziplinären Projekten fördern. Kooperationen mit anderen Institutionen stärken den Austausch und bieten den Studierenden Möglichkeiten, gemeinsam zu arbeiten.