SOLUM bezeichnet Boden ohne das darunterliegende Ausgangsgestein und das darüberliegende, abgestorbene Pflanzenmaterial – der echte Boden sozusagen. Der Begriff war der Startpunkt für das Forschungsthema im SustainLab. Mit der Absicht, das Unsichtbare unter unseren Füßen zu begreifen, erkundeten wir Böden und »Bodenschätze« der Region. Im Feld gab die horizontale Anordnung der Erdschichten Auskunft über vergangene Zustände von Natur und Kultur. Im Lab wurden zukünftige Horizonte aufgetragen: Sie waren experimentelle und spekulative Ausblicke auf den gestalterischen, technischen und gesellschaftlichen Umgang mit geogenen(/m) Material(ien).
Stroh und Stahl, Kartoffelchips und Computerchips, Sonnenblumen und Solaranlagen, Trinkwasser und Neodym-Magnete – alles, mit dem wir uns täglich umgeben, stammt (in)direkt aus dem Boden. Ein komplexes System aus Organismen, Gestein, Wasser, Luft, Mensch und Technik.
Wir begegneten der Komplexität des Ökosystems Boden im Austausch mit Expert*innen und fachfremden Disziplinen. Dabei galt es, Wissen sichtbar zu machen, Lücken offenzulegen, konventionelle Praktiken zu hinterfragen und unkonventionelle Ideen für mögliche Zukünfte zu erproben.
Wie viel Boden steckt in unserem Alltag? Und in welcher Form? Welchen Veränderungen unterlegen geogene Materialien durch anthropogene Einflussnahme? Welche Rolle spielt Lokalität und von welchen Strukturen ist die Region in und um Halle betroffen? Wie sehen Alternativen und Wege zu einem nachhaltige(re)n Umgang mit Sedimenten aus? Wie können Kunst und Design dabei die Lücke zwischen abstrakten Visionen und den realen Bedingungen des Alltags schließen?
Im Spannungsfeld von Recherche, Gespräch und Gelände verdichtete sich SOLUM zu einer vielschichtigen Auseinandersetzung mit geogenen Materialien im regionalen Kontext. Ortsbegehungen, Bodenproben und Interviews mit Expert*innen eröffneten sich diverse Zugänge – geologische, umweltwissenschaftliche, gestalterische. Aus der Vielzahl möglicher Perspektiven rückten zwei Themen in den Fokus: Gips – als industriell geprägtes Materialsystem – und Stampflehm – als traditionelles Bauverfahren mit zeitgenössischem Potenzial.