Vom Makel zum Spektakel

Seit geraumer Zeit gilt es in einigen Bereichen des Design nicht mehr den Fehler mit gestalterischen Mitteln auszubügeln, zu kaschieren und als Problem anzusehen, sondern ganz im Gegenteil wird der Makel sehr wertgeschätzt, in den Gestaltungs- und Herstellungsprozess miteinbezogen und spektakulär in Szene gesetzt.

Häufig macht dabei allein schon das Belassen und die Betonung des Makels die Raffinesse und Attraktion des Entwurfes aus oder aber der Fehler wird einfach entsprechend umgedeutet, umfunktioniert und nutzbringend in einen anderen passenden Kontext übertragen. Der Makel ist dem Gestalter nun willkommene Muse, macht das Objekt durch seine Unperfektheit erst zu etwas liebenswert Vertrautem und schafft oder suggeriert zugleich Einzigartigkeit und Individualität. So wird der Alltag mit all seinen Zufälligkeiten, Malheuren, Patzern, Macken, Schönheitsfehlern, Pannen und Brüchen – also in seiner ganzen Normalität – zur inspirierenden und treibenden Kraft für das Entstehen von neuartigen, unkonventionellen Gestaltungsideen und Fragestellungen.

Was also, wenn in diesem Semesterprojekt die Deformation einmal Reformation bedeutet, die Beule nicht führt zu Geheule, die Macke nicht Kacke, der Verschleiß nicht ein Scheiß, das Loch ein Muss doch!, der Fleck nicht gleich Dreck, der Riss nicht ein Beschiss, das Unbequeme va bene, der Knick der Trick, die Falte nicht etwa eine alte, der Knitter nicht bitter, der Makel kein Debakel, sondern das Spektakel – eine Augenweide und schmückende Zierde ist...?

Lehrgebiet: Narratives und Sensuelles Design / Projekt: Komplexes Gestalten im Sommersemester 2013 / Betreuung: Prof. Vincenz Warnke, Dipl. Des. Yi-Cong Lu / Teilnehmer_innen: Benny Adler, Anneli Anglas Rodriguez, Maria Bauhofer, Maika Butter, Henrik Höhne, Annabelle Klute, Moritz Koch, Leon Kucharski, Luis Kucharski, Yujung Lee, Michael Paquet, Margarethe Prokofiev, Andrea Patsiaouras, Bianca Raupp, Judith Schulz, Tanja Staab, Luise Starke, Marlene Swiecnik, Nadine Thaler