Exkursion nach Berlin im Rahmen des Seminars „Netzkunst“
Mai 2014

Initiator: Prof. Dr. Gunther Reisinger

Foto: Jana Luck

Exkursion nach Berlin am 24.05.2014

Besuchte Orte Deutsches Technikmuseum, Digital Art Museum, Computerspielemuseum Berlin

Die im Rahmen des Seminars „Netzkunst. Kunsthistorische Einordnung und aktuelle Praxis“ am 24.05.2014 nach Berlin durchgeführte Exkursion nahm sich der realräumlichen Problemfelder des in digitalen Netzen verorteten medienkünstlerischen Genres Netzkunst an. Unter dem Motto „Computer- und Netzkunst in Museen und Galerien“ wurden die Themenfelder Computergeschichte, Sammlungs- und Ausstellungsproblematiken sowie deren Umlegung in den (On- und Offline)Game-Kontext behandelt.

Zu Beginn wurde die kurzzeitige Möglichkeit der Besichtigung der Rekonstruktionen der weltweit ersten Digitalrechner im Deutschen Technikmuseum wahrgenommen. Im Rahmen dieser temporären Ausstellung wurden uns die technischen und zeithistorischen Hintergründe zu den - mittlerweile zeitzeugenden - Rechnern "Z1" und "Z2" durch den Sohn von Konrad Zuse, Dr. Horst Zuse persönlich erläutert. Sowohl die binäre Funktionsweise wie auch das Prozedere zum Bau der Rekonstruktionen (teils gemeinsam mit Konrad Zuse) der Originalrechner wurden uns auf herzliche und informative Weise nähergebracht. Hintergrundinformationen über einstige institutionelle und paradigmatische Gegebenheiten und Problematiken ergänzten die fundierten Ausführungen.

Der zweite Programmpunkt war aufgrund der  Sammlungs- und Ausstellungsproblematiken von netzbasierter Kunst im Galeriekontext verortet. Der Gründer und Leiter des Berliner "Digital Art Museum" (DAM), Wolf Lieser, hatte sich nach Vorgesprächen bereit erklärt, nach einer Führung durch die aktuelle Ausstellung (Computerkunstpionierin Vera Molnar) netzkunstspezifische Chancen- und Problemfeldern seitens eines Galeristen mit uns zu diskutieren. Die bereits im Seminar angesprochenen Thematiken der Flüchtigkeit, Archivierung, Sammlung, Ausstellung und Vermarktung netzbasierter Kunst (in der engeren Definition) wurden vor Ort – mitunter durchaus kritisch - erörtert.

Der dritte Programmpunkt hatte zum Ziel, den der Netzkunst medienimmanent anverwandten Teilbereich der GameArt bzw. des Computerspiele-Design anhand seiner historischen Genese in die Seminarthematik einzubinden. Eine themenspezifische Führung im "Computerspielemuseum Berlin" eröffnete zahlreiche Referenzierungsmöglichkeiten (z.B. Mail.Art, Interface-Design): So haben sich beispielsweise die Netzkunstpioniere JODI oftmals der (netz)künstlerischen Zweckentfremdung bekannter Computerspiele wie "Doom" oder "Wolfenstein" angenommen. Weiter geht die technologische Entwicklung der Computer-Hardware direkt mit der Netzentwicklung einher: zu beobachten hauptsächlich an der Verlagerung der Konsolen-Spiele in den Online-Bereich. Die Rückbindung an die Grundlagen der Zuse-Rechner und an die Galerie-Problematiken war einerseits durch die ursprünglich als Stress-Tests für Großrechner konzipierten ersten Computerspiele und andererseits durch die – durchwegs gelungene – museale Aufbereitung digital-künstlerischer Artefakte (Hard-, Soft- und Gameware) gegeben.

Text: Prof. Dr. Gunther Reisinger

 

Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PL12066  gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.

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