Abschlussarbeiten der Meisterschüler*innen der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle werden vom 12. Juli bis 3. August 2025 in einer gemeinsamen Präsentation in der Burg Galerie im Volkspark gezeigt.

Mit Take Off 2025 setzt die BURG ihre im August 2021 begonnene Ausstellungsreihe fort und zeigt die Abschlussarbeiten der Meisterschüler*innen parallel zur Jahresausstellung Mitte Juli. In der diesjährigen Ausstellung in der Burg Galerie im Volkspark sind vom 12. Juli bis 3. August 2025 die Arbeiten von sieben Meisterschüler*innen zu sehen, die im Jahr 2025 ihren Abschluss gemacht haben. Die Ausstellung zeigt ein facettenreiches Bild aktueller künstlerischer Praxen und ästhetischer Haltungen. Der künstlerische Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf raumgreifenden und installativen Arbeiten, in denen verschiedene Medien in Beziehung zueinander treten und überraschende Wahrnehmungssituationen entstehen lassen. Thematisch wenden sich die Arbeiten verstärkt jenen Dingen und Fragen zu, die wir im Alltag oft ausblenden: allseitige Bedrohungen, der Verlust kindlicher Ideale oder die Endlichkeit des Lebens. Die künstlerischen Ansätze zeigen sich widerständig und treten dem Krisenhaften entgegen. Das macht Mut.

Sophia Roggenkamp konfrontiert uns mit einem großen Stapel von Stroh- und Heuballen, die uns mit ihrem Duft an dörfliche Habitate erinnern und aus denen zugleich Erzählstimmen aus dieser ländlichen Realität dringen. Die Künstlerin reflektiert ihre Herkunft aus einer landwirtschaftlich geprägten Familie vor dem Hintergrund ihrer aktuellen städtischen Lebensweise. Die Unterschiede schärften zugleich ihren Blick für Veränderungen in beiden Lebenswelten, die sie in zwei großformatigen Fotografien, die Spuren der Industrialisierung des ländlichen Raumes aufweisen, dokumentiert. Gesa Wagners Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld von Skulptur, Zeichnung und Installation. Darin setzt sie sich mit den Geschichten auseinander, die sich mit Orten und Gegenständen verbinden. Dabei nutzt sie vorgefundene, einfache Materialien wie beispielsweise ausgediente Fischernetze aus Marseille. Ihre künstlerische Arbeit widmet sich der fortlaufenden Transformation von Erinnerung und Material und der Frage, ob das Vergangene diesem dennoch eingeschrieben bleibt. Indem sie sich den Prozess der Transformation aneignet und Vorgefundenes umgestaltet, schafft die Künstlerin neue Erzählungen. Auch Paul-Jakob Meussling interessieren Aspekte von Zeitlichkeit, jedoch vor dem Hintergrund von Fragen nach Vergänglichkeit und Tod. In dunklen Graphitzeichnungen interpretiert er das Motiv des Totentanzes neu und setzt sowohl Schädel wie Skelette als teils skurrile Bildmotive ein. Die Werke sind von der Frage durchdrungen, wie wichtig wir uns selbst nehmen und wie wir versuchen, über das „menschliche Elend“ zu lachen. Doch dieses Lachen bleibt einem oft im Halse stecken. Daniela Trabold wiederum widmet sich verschiedenen Perspektiven auf Radioaktivität und Atomkraft. Dafür besuchte sie u den Ort Jáchymov in Tschechien, ein ehemaliges Abbaugebiet für Uran, der zugleich Kurort für Radon-Anwendungen war und ist. Mit Fotografien von dort und anderen Orten, mit Uranglas und Schwarzlicht schafft sie im Galerieraum eine besondere Raumatmosphäre, die die herausfordernden Qualitäten des radioaktiven Elements und den Umgang mit ihm in den Blick nimmt. Durch die Strategie der ästhetischen Verfremdung beleuchtet sie versteckte Dimensionen der Radioaktivität. Als fremd und zeitlos erleben wir Jan Marco Herzogs Keramikobjekte aus seinem Werkzyklus Genesis. Aus Resten, Fundstücken, neu Geformtem und bereits Gebranntem „wachsen“ die – den Künstler an Steine erinnernden – Formen. Diese Objekte mit ihren Ausbuchtungen, Löchern, Auskragungen, teils auch verschlungenen Durchgängen und amorphen Oberflächen erinnern an die Formungsweisen geologischer Prozesse: an Hitze, Druck und Ablagerungen als Einflüsse in der Natur. Ähnlich verborgen verweisen seine Objekte auf zuvor wirkende Kräfte. Auf den ersten Blick enigmatisch wirken auch die Emaille-Collagen von Anne Pruy, die sich zwischen Plastik und Malerei bewegen. Ausgangspunkt sind dafür oft alltägliche Beobachtungen, die sich auf Flüchtiges und schwer greifbare Phänomene konzentrieren. Durch Fragmentieren, Skalieren und Neuordnen der notierten Formen entstehen Bilder, in denen Sichtbarkeit, Überlagerung und Verdeckung eine zentrale Rolle spielen. Wir sehen eine visuelle Sprache, die weniger abbildet als auslotet: Fläche wird zu Raum, Form zu Geste, Farbe zu Träger von Wahrnehmung. Julius Anger dagegen zielt mit Malerei, Siebdruck, Skulptur und Film auf eine grundsätzliche Frage, die sich mit Aufmerksamkeitsdefiziten durch Medienkonsum und deren Folgen für die Psyche auseinandersetzt. Er sieht die Kunst in der gesellschaftlich ästhetischen Verantwortung für einen kritischen Umgang damit. In seinem Werk erleben wir das jeweilige Medium nicht als Begrenzung, sondern als Möglichkeit, existentiellen Fragen nachzugehen, Grenzen auszuloten und zugleich zu verwischen. Seine Protagonisten sind oft Tiere, Texte bleiben kryptisch, bis wir erkennen, dass es sich um Spiegelschrift handelt. Wen oder was sehen wir im Spiegel? 

Meisterschüler*innen-Studium

Ein Meisterschüler*innen-Studium können Kunstabsolvent*innen nach dem Studienabschluss anschließen, es richtet sich an besonders herausragende Studierende im Fachbereich Kunst. Hierbei erfolgt die Ernennung zur*m Meisterschüler*in durch eine*n Professor*in der Hochschule in Abstimmung mit dem Fachbereichsrat Kunst. In den letzten Jahren ist die Anzahl derer, die an der BURG den Meisterschüler*innenabschluss erhielten, gewachsen. Die Abschlusspräsentationen dazu fanden zuvor individuell und an verschiedenen Orten statt. 

Ausstellende

  • Julius Anger, Meisterschüler bei Prof. Bruno Raetsch
  • Jan Marco Herzog, Meisterschüler bei Prof. Martin Neubert
  • Paul-Jakob Meussling, Meisteschüler bei Prof. Julia Kröpelin
  • Anne Pruy, Meisterschülerin bei Prof. Michael Jäger
  • Sophia Roggenkamp, Meisterschülerin bei Prof. Natalie Häusler
  • Daniela Trabold, Meisterschülerin bei Prof. Caroline Achaintre
  • Gesa Wagner, Meisterschülerin bei Prof. Tobias Hantmann

Eröffnung der Jahresausstellung

Freitag, 11. Juli 2025, 18 Uhr, im Foyer des Volksparks Halle

Prof. Bettina Erzgräber, Rektorin der BURG

Begrüßung

Prof. Tilo Baumgärtel, Prorektor der BURG


Einführung in die Ausstellung Take Off 2025 – Meisterschüler*innen der BURG

Prof. Dr. Sara Burkhardt, Dekanin Fachbereich Kunst

Dr. Jule Reuter, Kuratorin Burg Galerie im Volkspark

 

Im Anschluss im Rahmen der Jahresausstellung

20 Uhr Werkschau Mode in Kooperation mit der Staatskapelle Halle auf dem Baufeld Neubau Kunst, Seebener Straße 195, gegenüber vom Campus Kunst

 

Take Off 2025 – Meisterschüler*innen der BURG

Ausstellungsdauer: 12. Juli bis 3. August 2025
Ort: Burg Galerie im Volkspark, Schleifweg 8a, 06114 Halle (Saale)
Eröffnung: Freitag, 11. Juli 2025, 18 Uhr / Die Ausstellung ist an diesem Abend bis 21 Uhr geöffnet.
Pressevorbesichtigung: Mittwoch, 9. Juli 2025, 11 Uhr, Baufeld Neubau Kunst, Seebener Straße 195, 06114 Halle (Saale) 
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 14 bis 19 Uhr 
Öffnungszeiten zur Jahresausstellung: Samstag, 12. Juli und Sonntag, 13. Juli, 10 bis 19 Uhr
Eintritt: Der Eintritt ist frei. 
Kuratorinnen: Dr. Jule Reuter, Kuratorin der Burg Galerie am Volkspark, in Zusammenarbeit mit Luise von Cossart
Weitere Informationenwww.burg-halle.de/galerie 
Social Media: Die BURG kommuniziert die Ausstellung in den sozialen Medien mit den Hashtags #BurgHalle und #TakeOff

 

Begleitprogramm: Take Off 2025 – Meisterschüler*innen der BURG

Mittwoch, 16. Juli 2025, 17 Uhr
Artist Talk mit Paul-Jakob Meussling, Anne Pruy und Sophie Roggenkamp, moderiert von Dr. Jule Reuter, Kuratorin der Burg Galerie, und Luise von Cossart, Kuratorische Assistenz

Führungen durch die Ausstellung

An den Sonntagen, 20. Juli, 27. Juli und 3. August 2025 führen um 15 Uhr Studierende der kunstpädagogischen Studiengänge sowie des Masterstudiengangs Kunstwissenschaften durch die Ausstellung Take Off 2025. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.