Die Bildhauerin Julia Eichler ist erste Stipendiat*in des Worpswede-Stipendiums der BURG

Die Burg-Absolventin überzeugte die Jury und wird das neueingerichtete Stipendium im Juli 2023 antreten.

Julia Eichler
Ausstellungsansicht „Prohibido Del Paso“, 2023, Galaxie neuer Künste, Halle (Saale)
Pappmachéwandabformungen
Foto: Jakob Adolphi

Die Bildhauerin und Burg-Absolventin Julia Eichler wurde mit dem 2023 erstmals von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und dem Worpswede Künstlerhaus e.V. vergebenen Worpswede-Stipendium ausgezeichnet. Die Künstlerin überzeugte die Fachjury mit ihrem außerordentlichen Verständnis für das Material Pappmaché sowie der Vielseitigkeit ihrer Arbeiten. Sie erwartet mit Erhalt des Stipendiums Anfang Juli ein dreimonatiger Arbeitsaufenthalt in einer der Atelierwohnungen in Worpswede. Das Stipendium umfasst neben freier Unterkunft eine monatliche finanzielle Unterstützung von 1.600 Euro. Für Materialkosten im Zusammenhang mit der künstlerischen Arbeit im Laufe des Stipendiums steht ein Budget von 1.000 Euro zur Verfügung.

Über alle Abstimmungsrunden hinweg beeindruckten die Werke Julia Eichlers, die 2019 ihr Kunststudium an der BURG abschloss: „Die Künstlerin beweist in ihren Arbeiten eine Vielseitigkeit im Umgang mit dem Material Pappmaché. Immer wieder lotet sie neue Möglichkeiten aus und hinterfragt sowohl Architektur als auch ihr eigenes Material in einem unkonventionellen und künstlerisch spannenden Prozess. Ihre Arbeiten sind zwischen Objekt und Malerei komponiert“, so die Begründung der Jury. Als Bildhauerin beschäftigt sich Julia Eichler mit der Dekonstruktion von Wirklichkeit und der Imagination von Möglichkeiten. So entwickelte sie ein spezielles Abformverfahren, bei dem Oberflächen architektonischer Elemente durch Pappmaché als Trägermaterial reproduziert werden. Es entstehen Negativduplikate mit Realitätsspuren, da neben der abgeformten Textur auch Farbschichten und Materialreste haften bleiben. Die daraus entstandenen Objekte suggerieren auf den ersten Blick Schwere und Stabilität. Ihre tatsächlichen Eigenschaften wie das geringe Gewicht, ihre Flexibilität und Formbarkeit, ermöglichen Konstruktionen, die Statik in Frage stellen und die Funktionalität von Wänden und Mauern ad absurdum führen.

Julia Eichler erhofft sich mit dem Arbeitsaufenthalt einen intensiven Austausch mit der regionalen Kunst- und Kulturszene in Worpswede. „Ich freue mich auf die neue und inspirierende Umgebung. Mein Anliegen ist es, neue Orte und deren Besonderheiten in Worpswede ausfindig zu machen. Daraus ergeben sich zwangsläufig Erweiterungen der Themen und Arbeitsmethoden.“

Über Julia Eichler
Julia Eichler absolvierte von 2003 bis 2007 ein Studium an der Hochschule für bildende Kunst Dresden. Im Anschluss studierte sie von 2010 bis 2018 an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in der Studienrichtung Bildhauerei/Figur bei Prof. Bruno Raetsch, dessen Meisterschülerin sie von 2018 bis 2019 war. Die Künstlerin erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 2020 das Graduiertenstipendium des Landes-Sachsen-Anhalt, das Aufenthaltsstipendium des Künstlerhauses Eisenhammer (2021) sowie im Jahr 2022/23 das Arbeitsstipendium NEUSTART KULTUR der Stiftung Kunstfonds Bonn. Im Jahr 2019 war Julia Eichler zudem für den Kahnweiler Preis der Stadt Rockenhausen nominiert. Ihre Arbeiten wurden deutschlandweit in einer Vielzahl von Ausstellungen gezeigt. Zur Website der Künstlerin: www.werk-halle.de.

Fachjury
Für die erste Vergabe des Worpswede-Stipendiums konnte mit Bhima Griem (Künstlerische Leitung, Künstlerhäuser Worpswede e.V.), Dr. Arie Hartog (Direktor Gerhard-Marcks-Haus, Bremen) sowie Prof. Natalie Häusler (Professorin für Malerei/Glas aus dem Fachbereich Kunst der BURG) eine hochkarätige Fachjury gewonnen werden. Den Vorsitz (ohne Stimmrecht) hielt Prof. Rolf Wicker, (Professor für Bildnerische Grundlagen/Plastik, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle) inne.

Über das Worpswede-Stipendium
Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle schrieb im Jahr 2022 in Kooperation mit den Künstlerhäusern Worpswede e.V. das 1. Worpswede-Stipendium aus. Das dreimonatige Stipendium dient der postgradualen Förderung von künstlerisch besonders herausragenden Absolvent*innen des Fachbereichs Kunst an der BURG.

Über den Verein Künstlerhäuser Worpswede e.V.
Der Verein Künstlerhäuser Worpswede e.V. ist Gastgeber und Unterstützer für professionell arbeitende zeitgenössische Künstler*innen und fungiert als Vermittler ihrer künstlerischen Arbeit und ist damit Impulsgeber für den Ort Worpswede. So sind die Künstlerhäuser Worpswede ein innovatives ländliches Zentrum, das der aktuellen Kunstproduktion zur Verfügung steht: als Aufenthaltsort, als Arbeitsstätte und als Ort der Auseinandersetzung für Worpswede und die Region. Die Künstlerhäuser sind ein Ort für gemeinschaftliche Begegnung und individuelle Konzentration: Für Ko-Kreation und Selbstwirksamkeit. Die Künstlerhäuser fördern gegenwärtige Kunst, Worpswede und die Region.
Martin Kausche gründete 1971 den Komplex mit fünf Atelierwohnungen. Die aktuelle Leitung übernahmen im April 2020 Philine Griem und Bhima Griem. Das Land Niedersachsen, der Landkreis Osterholz und die Gemeinde Worpswede unterstützen mit weiteren Partnern wie dem Museumsverbund den Verein.