WiSe 2024/25 Ruth Pietschmann

WiSe 2024/25 Ruth Pietschmann
Das Projekt Karten an Werner setzt sich mit der persönlichen und familiären Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte auseinander. Ausgangspunkt sind alte Postkarten, die in einer Kiste aufbewahrt wurden – geschrieben von den Ururgroßeltern Martin und Else, die 1940 von den Nationalsozialisten deportiert wurden. Die Karten, adressiert an ihren Sohn Werner, stellen die Grundlage für das erste Kapitel dar: „Neugier“. Hier beginnt der gestalterische Prozess, in dem textile Arbeiten das Verstehen und Begreifen der eigenen Geschichte begleiten. Im zweiten Kapitel „Kontemplation“ entwickelt sich aus gesammelten Daten, Orten und Namen eine Struktur. Gestrickte Textilien mit unregelmäßiger Geometrie und Zopfmustern symbolisieren Verbundenheit und das Weitergeben von Erinnerungen. Dennoch bleiben Leerstellen – Lücken in der Überlieferung, die nicht mehr gefüllt werden können. Die beiden letzten Kapitel „Kummer“ und „Eintracht“ zeichnen sich durch eine zeitliche Parallelität aus. „Kummer“ thematisiert die erdrückende emotionale Schwere der Geschichte, während „Eintracht“ für das Fortbestehen steht – für das Leben, das trotz allem weitergeht. Farbige Textilien spiegeln die Frauen der Familie wider und verbinden Vergangenheit mit Gegenwart. Am Ende bleibt die Erinnerung, aber auch die Frage: Was wäre gewesen, wenn die Geschichte anders verlaufen wäre?