Break-up Lab

Mikroorganismen schließen Lücken in Textilrecyclingprozessen

Masterthesis von Sophia Reißenweber 2024
Mentorin: Prof. Mareike Gast

Das Break-up Lab widmet sich dem Ende einer emotionalen Beziehung: der zwischen dem Textil und seinen vorherigen Besitzer*innen. Durch biotechnologische Prozesse kann der Polyesteranteil in Alttextilien aufgespalten und die zurückgewonnen Grundbausteine anschließend zu einem biologisch abbaubaren Kunststoff (PHA) verstoffwechselt werden. Garne und Add-ons aus PHA ermöglichen die leichtere Trennung von Störstoffen und das Faser-zu-Faser-Recycling. Zwei kreislauffähige Kleidungsstücke zeigen die ästhetischen und funktionalen Potenziale auf. Zudem schafft das Break-up Lab eine transparente Infrastruktur zur Sammlung von Alttextilien: das MEC- Sammelsystem.

 

Polyesterfasern sind bereits in zwei von drei Kleidungsstücken enthalten und die globale Nachfrage nach synthetischen Textilien nimmt weiter zu. Für deren Produktion werden erhebliche Mengen an nicht-erneuerbaren Ressourcen und Energie verbraucht. Darüber hinaus steigt das Aufkommen an Alttextilien rasant an. Auch die wachsende Anzahl an Fasermischungen erschwert das Recycling.
Das Break-up Lab widmet sich dem Ende einer emotionalen Beziehung: der zwischen dem Textil und seinen vorherigen Besitzer*innen. In Kooperation mit lokalen Forschungsinstituten und Textilrecyclingakteur*innen entwickelt das Lab zukunftsfähige Recyclingprozesse für Alttextilien mit Polyesterfaseranteil.
Durch das Enzym PHL7 können Polyesterfasern in einem biotechnologischen Prozess binnen Minuten aufgespalten werden. Die so zurückgewonnenen Grundbausteine des Polymers werden dann bakteriell in einen biologisch abbaubaren Kunststoff (PHA) verstoffwechselt.
Das Break-up Lab produziert Garne und Add-Ons aus PHA, die das Trennen von Störstoffen und somit ressourcenschonende Faser-zu-Faser-Recyclingverfahren ermöglichen.
Anhand von zwei Kleidungsstücken wird gezeigt, wie sich durch dieses Verfahren zukünftig regionale Materialkreisläufe von Alttextilien schließen lassen. Die Einzelteile des Hemds sind durch PHA-Nähte verbunden, wodurch sich die Schnittkonstruktion nach dem Nutzungsende lösen und erneut individuell zusammensetzen lassen. Eine Jacke, die einzig aus PHA besteht, zeigt die gestalterischen, ökonomischen und ökologischen Potenziale von PHA auf.
Außerdem entwickelt das Break-up Lab auf Grundlage von EU-Richtlinien ganzheitliche Ansätze für deren Umsetzung. Am MEC-Sammelsystem können Verbraucher*innen das Vorsortieren ihrer Alttextilien selbst übernehmen. Die transparente Infrastruktur zur Sammlung von ausgedienten Kleidungsstücken schafft darüber hinaus ein Bewusstsein für Faserzusammensetzungen und klärt über den weiteren Lebensweg von Textilien auf.