Rebecca Schöler - ALLE. TAGE. SIND.

Diplompräsentation - Klasse Prof. Stella Geppert

Arbeit (2023), Video Loop (20 Minuten)

„Das gefällt mir, dass man jeden Tag wiederholt, was man täglich empfindet und das ist gar keine Wiederholung.“ (Gertrude Stein)

Meine Motive kreisen um Bilder des Alltags, meines Alltags und meinem Zuhause-sein. 
Dabei ist mein Blick nicht dokumentarisch ausgerichtet. Es geht mir nicht darum, bildliche Entsprechungen von Routinen im Tagesablauf oder sich alltäglich wiederholende Moment zu finden. Ich lichte zum einen Objekte ab, die ich im meinem alltäglichen Leben gewohnheitsmäßig und routiniert verwende, gebe ihnen aber im Momente des Fotos eine Bühne und inszeniere sie für mich eher zu einem poetischen Sinnbild repetierender Alltagshandlungen. 
Dieser Kamm, mit dem ich mich täglich kämme, ist aufgeladen mit meiner Zeit und gleichzeitig bleibt er, was er ist, ein Kamm. Ich habe mich gestern gekämmt, ich kämme mich heute und ich werde mich morgen kämmen. In der Rezeption bleibt die Verknüpfung zum Lebensalltag in den Objekten angelegt, aber der fotografisch subjektiv gerichtete Blick verleiht den Gegenständen eine eigene, neue Bedeutungsebene.
 Außerdem sammle ich ephemere Spuren mit der Kamera, Momentaufnahmen von Abdrücken in der Haut oder Schattengebilde auf Papier oder Wand. Kleidungsstücke, Bettzeug, die Wiese im Garten oder die Stuhlkante eingedrückt auf meiner Haut. Dabei gibt es Abdrücke von Routinen, die wiederholend, nahezu täglich vorkommen, andere bleiben einmalig und sonderbar. Sie sind alle Bild einer ephemeren und sich zufällig wiederholenden Spur.
In den Körperspuren rückt die Haut als organischer Bildgrund in den Fokus ohne als Form im Ganzen erfahrbar zu werden. Im Betrachten dieser Abdrücke werde ich mir meiner Haut bewusst als einer Fläche, die mich ganz umgibt, greifbar macht, abgrenzt und mit der mich umgebenden Welt in Kontakt hält – wieder und wieder. 
Es entstehen Liniengebilde und Muster.

Dieser Akt des Spurensammelns ist für mich zu einer Gewohnheit geworden und hat gleichzeitig die Selbstwahrnehmung meines Körpers geschärft. Ich habe mir eine neue Routine geschaffen, die mir den Fokus auf verborgene, leise Momente meines Lebens freilegt. Diese Wahrnehmung verdichtet sich in meinem Video „Arbeit Arbeit“, im repetierenden Abrollen des Klopapiers verschiebt sich der Fokus von der Betrachtung der immer gleichen Handlung auf die entstehenden Bilder. Das Klopapier wird Linie, wird Berg, wird Spinnrad, wird Kleid - monoton und doch poetisch in der Arbeit ohne Ziel.