Im Jahr 2025 erreicht der Konsum von Fast Fashion einen neuen Höchststand. Besonders junge Menschen in Metropolen springen auf schnell wechselnde Trends auf. Im Vergleich zum Jahr 2000 hat sich der Verkauf von Kleidung verdoppelt. Eine Person in Deutschland kauft heute durchschnittlich etwa 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Billigmode wird durchschnittlich lediglich 1,7-mal getragen, bevor sie aussortiert wird. Laut Greenpeace werden sogar etwa 40 Prozent der gekauften Kleidung nicht ein einziges Mal angezogen. Daraus resultieren jährlich etwa 1,3 Millionen Tonnen Textilmüll, von denen nur etwa ein Prozent recycelt wird.
Auch wenn ein vollständiger Umstieg auf Slow Fashion ideal wäre, bleibt die kulturelle Bedeutung von Fast Fashion vermutlich so prägnant, dass sie nie vollständig verschwinden wird. Die Suche nach nachhaltigen Alternativen führt zu umweltschonenderen Materialien, die leichter und schneller recycelt werden können und kein Mikroplastik freisetzen. In unserem Fall liegt der Fokus dabei auf der Papierindustrie.
Unser Konzept orientiert sich an dem wissenschaftlichen Paper „Fast-Forward: Proposals for a Light and Restorative Fashion Alternative“ von Kate Goldsworthy und Kay Politowicz. In diesem Projekt werden drei unterschiedliche nachhaltige und kreislauffähige Shirts mit gezielt definierter Lebensdauer vorgestellt, zwei davon auf der Basis von Papier.
Die präsentierten Kleidungsstücke verzichten auf klassische Verschlusssysteme, da diese heute meist aus Kunststoff oder Metall gefertigt sind. Genau hier setzen wir an: fast:ener versucht, die bestehenden Konzepte von Fast (cycling) Fashion um nachhaltige Verschlusssysteme zu ergänzen.
Als Material werden Papierfasern verwendet, die zu kurz sind, um erneut zu Papiertextilien recycelt zu werden. Diese fallen bei der Herstellung von Papier in einem Faserschlamm an. Aus einem Gespräch mit den Verantwortlichen der Papierrecycling GmbH & Co. KG Julius Schulte Trebsen erfuhren wir, dass allein in diesem Betrieb jährlich 2.000 Tonnen an Faserschlamm entstehen. Nach dessen Entwässerung und Reinigung gehen wir von ca. 500 Tonnen Material aus, welches für unsere Zwecke weiterverwendet werden kann. Dieses wird püriert, um gleichmäßiger in Pressformen gefüllt zu werden. Die Formen laufen für zwei Tage auf einem 2 km langen (in sechs Helixen aufgeteilten) Fließband und werden in dieser Zeit in einem Abstand von vier Stunden abwechselnd mit einer Bakterienlösung aus Sporosarcina pasteurii und einer Urea enthaltenden Aktivierungslösung beimpft. Der somit initiierte Prozess der Biomineralisierung lässt die Knöpfe stabil und wasserabweisend werden. Ausgehend von diesen Ausmaßen ließen sich täglich 500.000 Knöpfe produzieren.
Nach dem Ablauf der Nutzungszeit kann das Kleidungsstück inklusive der Verschlüsse im Altpapier entsorgt und einfach recycelt werden. Beim Recyceln benötigt es nur einen weiteren Zwischenschritt, bei dem die durch die Biomineralisierung entstandenen Verbindungen mit Zitronensäure gelöst werden.
Während der kurzen Nutzdauer wird bewusst auf ein Waschen der Kleidung verzichtet. Einerseits, weil weder das Textil noch die Knöpfe waschmaschinenfest sind, und andererseits vor allem, um für den Waschgang notwendige Energie und Wasser zu sparen. Um den sich schnell wandelnden Anforderungen der Fast-Fashion-Industrie gerecht zu werden, färbten wir Knöpfe mit unterschiedlichen Lebensmittelfarben und versuchten durch Formstudien, einen Variantenreichtum zu simulieren. Ebenfalls testeten wir unterschiedliche Befestigungsmethoden. Einige von diesen ermöglichen den Konsument*innen ein eigenständiges Befestigen der Knöpfe durch ein Laschensystem und bieten die Möglichkeit, ein gewähltes Kleidungsstück mit der selbst getroffenen Wahl der Knöpfe zu vervollständigen.
fast:ener bietet in Form und Farbe vielfältige, stabile, wetterfeste Knöpfe aus einem Abfallprodukt, die energiesparend recycelt werden können. Dieser Ansatz erweitert somit nachhaltig gedachte Fast Fashion um einen weiteren wichtigen Punkt.