SimbioTEK ist ein Design-Experimentier- und Forschungsprojekt, das das Potenzial von bakterieller Zellulose als nachhaltiges und regeneratives Textilmaterial untersucht. Während bakterielle Zellulose bereits in verschiedenen Bereichen von der Lebensmittelkonservierung bis hin zur medizinischen Anwendung erforscht und eingesetzt wird, ist ihr Potenzial als strukturelles Textilmaterial noch weitgehend unerforscht. Das Projekt positioniert sich an der Schnittstelle zwischen Mikrobiologie, Materialforschung und Design mit dem Ziel, Anbaumethoden und Materialbehandlungen zu entwickeln, die die Verwendbarkeit und Beständigkeit von bakterieller Zellulose verbessern.
Die Herausforderungen im Bereich Biodesign sind komplex und vielschichtig und erfordern Fachwissen aus vielen verschiedenen Disziplinen. Dieser Fall bildet da keine Ausnahme und kombiniert Forschung aus den Bereichen Mikrobiologie, Biochemie, Materialwissenschaften und Verfahrenstechnik mit Design als Schnittstelle in einem interdisziplinären Ansatz. Das Projekt begann mit einer intensiven Input-Phase, die Exkursionen, Fachvorträge und Workshops umfasste, die sowohl theoretische als auch praktische Einblicke vermittelten. Begegnungen mit Künstlerinnen, Designern und Forscherinnen verdeutlichten das kreative und kritische Potenzial mikrobieller Prozesse, während Vorträge von Mikrobiologen und Materialwissenschaftlerinnen die wissenschaftlichen Grundlagen des Wachstums und der Modifikation von bakterieller Cellulose vermittelten.
Das Projekt wurde von zwei Hauptzielen geleitet. Das erste Ziel bestand darin, ausreichende Mengen an bakterieller Zellulose zu kultivieren, um praktische Experimente und Materialuntersuchungen durchführen zu können. Dazu wurden Platten in Aquarium-Anlagen gezüchtet, die genügend Proben lieferten, um sie zu trocknen, zu schneiden und für grundlegende Tests und Prototypen vorzubereiten. Das zweite Ziel bestand darin, auf aktuelle Spitzenforschung zurückzugreifen, um zu ermitteln, wie bakterielle Zellulose als funktionales Textilmaterial weiterentwickelt werden könnte. Dazu gehörten ein PFAS-freies, plasma-basiertes wasserabweisendes Verfahren und bakterielle Selbstpigmentierung. Anstatt zu versuchen, diese wissenschaftlichen Erkenntnisse zu replizieren, konzentrierte sich dieser Schritt darauf,
Erkenntnisse aus der Materialwissenschaft und dem Design zu kombinieren, um mögliche zukünftige Richtungen zu skizzieren. In der letzten Phase wurde die gezüchtete Cellulose zur Herstellung eines Prototyps verwendet, der als anschauliches Beispiel dafür diente, wie solche Anwendungen in Zukunft Gestalt annehmen könnten.
Über die technische Entwicklung hinaus legt SimbioTEK großen Wert auf die Dezentralisierung und regionale Verankerung der mikrobiellen Produktion. Im Gegensatz zu großen Bioraffinerien, die in erster Linie undifferenzierte Rohstoffe produzieren, sieht das Projekt kleine, anpassungsfähige Anbausysteme vor, die es Gemeinden ermöglichen, Biomaterialien lokal zu gestalten und anzuwenden. Es wurden einfache mechanische Geräte und modulare Komponenten als Prototypen entwickelt, um zu demonstrieren, wie mikrobielles Wachstum in einem kreativen Kontext gesteuert, kombiniert und gestaltet werden kann.
Die Ergebnisse von SimbioTEK sind nicht nur materieller, sondern auch konzeptioneller Natur. Auf der materiellen Seite lieferte das Projekt verstärkte und oberflächenmodifizierte Zellulose-Proben sowie erste Design-Szenarien für Outdoor-Textilien. Auf der konzeptionellen Seite zeigte es, wie die mikrobielle Kultivierung als technischer und kultureller Prozess in die Designausbildung und -praxis integriert werden kann. Indem Mikroorganismen als Mitgestalter und nicht als unsichtbare Hintergrundprozesse positioniert werden, hinterfragt das Projekt die herkömmlichen Trennungen zwischen Biologie, Technologie und Design.
Letztendlich plädiert SimbioTEK für eine Zukunft der Textilien und Materialien, in der Wachstum, Form und Kultur direkt miteinander verbunden sind. Durch mikrobielle Produktionssysteme ergeben sich neue Möglichkeiten für zirkuläre und adaptive Materialpraktiken, die die regionale Widerstandsfähigkeit stärken, die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen verringern und ökologische Verantwortung fördern. Durch die Verbindung von wissenschaftlicher Forschung und Designforschung leistet das Projekt einen Beitrag zu den laufenden Diskussionen darüber, wie Biotechnologie zu sozial akzeptierten, nachhaltigen und kulturell bedeutsamen Anwendungen gestaltet werden kann.