Freeze Moulding | Explorative Materialforschung in dreidimensionalen Petrischalen
Um sich schon im Labor von der Zweidimensionalität der üblichen Petrischale zu lösen, gelang es uns, einen Prozess zu entwickeln, der ideale Habitate für Mikroorganismen dreidimensional formt. Das Hydrogel Alginat wird dazu im flüssigen Zustand in eine Silikon-Negativform gegossen, tiefgefroren und anschließend in ein Calciumchlorid-Bad getaucht. So polymerisiert das Alginat und behält auch im aufgetauten Zustand seine Form. Anschließend wird der Nährboden mit den Organismen „beimpft“ und durch sie bewachsen. Während unserer Untersuchungen entstanden insgesamt 100 Experimente mit verschiedenen Hydrogel-Nährstoff-Organismus-Kombinationen, wodurch wir Möglichkeiten und Grenzen für das gezielte dreidimensionale Wachstum analysieren und darüber hinaus Gestaltungsszenarien diskutieren konnten.
Darauf aufbauend gingen wir von den einfachen, geometrischen Kugeln zu einem exemplarischen Forschungsobjekt über: dem Schuh. Er diente dazu, einen konkreten Anwendungsbezug herzustellen und relevante Materialitäten, Geometrien und Wachstumsprozesse von Mikroorganismen in dreidimensional gestalteten Habitaten zu testen, zu demonstrieren und zu visualisieren. Gleichzeitig verdeutlicht das Beispiel die Herausforderungen vieler konventioneller Produkte: komplexe Materialhybride mit hohem Funktionsanspruch, die oft über den tatsächlichen Bedarf hinausgehen und Umweltprobleme verursachen. Um gewachsene Materialien künftig auch in Serie und als Materialhybrid herstellen zu können, entwickelten wir das Freeze Moulding im folgenden Prozess, inspiriert von den Herstellungsverfahren Slip Casting und Dip Moulding, weiter.