Everybody Needs At Least One Hole In The Wall

Diplomarbeit von Lukas Pfalzer 2021

Installationsansicht Lukas Pfalzer

2-Kanal Videoinstallation

4k, Farbe, Stereo

Trapezblech, Holzkonstruktion, Aluminium-Bodenplatten

 

Performer*Innen: Anaya Hubach, Thomas Brück

Kamera: Ginan Seidl

 

"Ich betrete einen kalten, dunklen Raum mit isolierten Abschnitten.
Ich höre Geräusche, die die Kälte durchdringen, Geräusche von Körpern in Bewegung.
Ich, Auge, muss mich bewegen, um den Bildschirmen zu begegnen, der Quelle der Schreie.
Atmen, Lachen, Keuchen, Verschwommenes - ich, Auge, zoome heran, gehe um eine Ecke und trete in eine Zelle.
Warmes Sonnenlicht und nackte Körper in Bewegung brechen gegen den dunklen und kalten Raum. Das Bild wird mir präsentiert, ich werde dem Bild präsentiert. Die Zellen sind konstruierte, abgeschlossene Räume aus Blech.
Ich kann keinen Abstand zwischen uns, Leinwand und Auge, einnehmen und herstellen, weil die Blechwand mich einschränkt.
Wir befinden uns im selben Raum und sind doch getrennt.
Zwei Performer, mit denen ich, Auge, zunächst auf einer oberflächlichen Ebene, Raum assoziiere, erscheinen mir mit einer geradezu ernsten Verspieltheit.
Sie wollen nichts von mir. Sie fordern nichts, und doch wird etwas ausgelöst.


In einem Spiel werden Regeln aufgestellt, eine andere Welt erscheint, und wenn man mitmachen will, muss man diese Welt akzeptieren, sonst wird man zu einem Zuschauer. Ein raumloser Freak.
Also spiele ich, Auge.
In dieser Welt ist der Fokus der Kamera "kaputt", schwankt zwischen scharf und unscharf.
Manchmal sehe ich, Auge, Details. Was heißt das überhaupt - Details?
Rational - das Sehen ist ein Akt des Sehens - klar. Die Halluzination der Kamera: Ein objektiv Reales einfangen.
Verwirrter Wissenschaftler beobachtet Raumreisende.
Das trifft hier nicht zu. Ich, das Auge, muss den Fokus verlagern, in mich selbst. Der Akt des Sehens ist hier ein Akt des Seins... (nej, Akt des Werdens)
Ich verbringe hier Zeit, lerne diese Welt des Sehens/Seins kennen.
Die 2-Kanal-Installation spielt mit mir, ich spiele mit der Installation.
Ich gehe zwischen den beiden hin und her. Ich beginne, ein Gedächtnis für die Bilder zu schaffen, lerne, welche Bewegungen zu welchen Klängen gehören.
Der Klang perforiert die Zellen, die zwei Kanäle. Die Performer sprechen mit ihrem Vagina-Mund-Anus, geben/erforschen Resonanz zwischen Ort und Körper.
(Warum gibt es kein Wort für einen vollständigen Menschen? Nicht als Körper, nicht als Seele, sondern vollständig? Ich werde dumm dabei die Welt durch Sprache zu begreifen).
Im anderen Video, simultan zum Hören des Klangs des sprechenden Anus, berührt der Performer sein Ohr.
Was? Kann er hören, was sein Anus sagt? Meine Wahrnehmung des linearen Raums bricht zusammen.
Was für eine Art von Raum ist das wirklich?"


 Joan Gustaf