Auf Exkursion nach Basel und Weil a. R.
Foto: Bianca Voigt
Tischlein deck dich!
Ein märchenhaftes Speiselokal am Ufer der Saale
Entwurfsprojekt SoSe 2019, Prof. Rita Rentzsch, KM Gregor Müller
Der Traum vom Schlaraffenland, ein Lebkuchenhaus im Wald, sprechende Fische, magische Früchte und üppige Hochzeitsgelage... Essen und Trinken spielen in Märchen eine wichtige Rolle. Auch im heutigen Alltag ist Essen Kult. Mahlzeiten werden millionenfach abgelichtet und gepostet. Speisen und wie wir speisen spiegeln unser Kulturverständnis wieder.
Aufgabe
Der Hallenser Felsenpavillon sucht ein neues Gastronomie-Konzept. Der 60er-Jahre-Bau mit Sonnenterrasse befindet sich in prominenter Lage am Riveufer. Ausgehend von einem selbst gewählten Märchen soll eine starke Gestaltungsidee für eine neue gastronomische Nutzung entwickelt werden.Dabei soll im Entwurf ein besonderer Schwerpunkt auf das Erlebnis des Essens und Verweilens gelegt werden. Anhand eines repräsentativen 1:1-Ausschnittes wird das Zusammenspiel von Märchen und Gestaltungssprache vertieft.
Workshop
In einem Workshop mit den Medienkünstlerinnen Nica Guiliani und Andrea Gsell entwicklen die Studierenden Fährten für die Gastronomie-Entwürfe, die auf dem Campus platziert werden. Die entstehenden Satelliten werden als Hinweis auf die Entwurfsprojekte zur Jahresausstellung genutzt.
Untersuchung des Bestandsgebäudes am Riveufer
Foto: Gregor Müller
Fährtenlegen mit dem Künstlerinnenduo Île flottante
Foto: Gregor Müller
Die Stulle
Lorenz Kuschnig & Marleen Schönfelder
Wie die Weisheit zu den Menschen kam und warum sie ungleich verteilt ist, erzählt das Märchen von Kwaku Ananse. Er befragt Mensch und Tier weltweit, sammelt das Wissen für sich und verbirgt es vor der Menschheit in einem Tonkrug. Bei dem Versuch, den Tonkrug zu verstecken, zerschellt ihm dieser am Boden und so kommt es, dass die Weisheit in kleinen Bächen dahin fließt und jeder Mensch versucht einen Teil davon zu erwischen.
Wer backt mein Brot und wo kommt das Getreide her? Wo wächst die Gurke und wer baut sie an? Und wer kümmert sich eigentlich um die Bienen, die meinen Honig aufs Brot bringen? Auf diese Fragen liefert der neue Imbiss „Die Stulle” am Saaleufer Antworten. Hinter personalisierten Stullen verbergen sich die Zulieferer einer Lebensmittelkooperative, deren Basisstation in den Imbiss integriert ist. Die Stullen werden mit dem geschmiert, was gerade im Lager der Kooperative an saisonalen Produkten zur Verfügung steht. Mit jedem Bissen erfahren Gäste mehr über die Herkunft der Lebensmittel, über die Gemeinschaft einer Kooperative und warum Paul schon immer Landwirt werden wollte.
Die Stulle
Lorenz Kuschnig & Marleen Schönfelder
1:1 Modell
Eingedeckt
Leonie Schima & Bianca Voigt
Die jüdisch-polnische Anekdote „Der Mann, der zum Essen kam“ beschreibt den Besuch eines Verwandten auf dem Land. Er wird von einem Bauernpaar reichlich bewirtet bis all ihre Hühnchen sowie Vorräte restlos aufgegessen sind. Als am Morgen der erbetenen Abreise der letzte Hahn kräht und der Gast dies hört, bleibt er spontan einen weiteren Tag.
Essen wie bei Freunden. Die selbstlose Gastfreundschaft des Bauernpaars gab den Anstoß, die Beziehung zwischen Gast und Gastgeber zu thematisieren. Unsere Gastgeber Anne und Paul öffnen zweimal täglich ihre Türen und laden zum geselligen Essen ein. Der Raum interpretiert verschiedene Gesten der Gastfreundschaft: Doppelflüglige Eingangstüren öffnen das Lokal großzügig und im Innenraum wartet eine lange eingedeckte Tafel mit üppig gefüllte Schüsseln. Während der Mittagstisch die Interaktion der wechselnden Gäste untereinander in den Mittelpunkt stellt, wird am Abend die Rolle des Gastgebenden inszeniert. Dafür öffnen sich große Schiebewände und bringen die Küche in den Gastraum. Durch traditionelle Handwerkserzeugnisse wie das Rattangeflecht und die abstrahierten polnischen Muster entsteht die ländlich-paradiesische Atmosphäre, die auch in der Anekdote beschrieben wird.
Eingedeckt
Leonie Schima & Bianca Voigt
Atmosphärische Innenraumdarstellung
Salt & Gold
Simon Haferkamp & Ayla Mirza Zada
Das Märchen „Salz ist wertvoller als Gold“ erzählt von einem König, der die Liebe seiner drei Töchter auf die Probe stellt. Als er von seiner jüngsten Tochter Maruschka erfährt, dass sie ihn so sehr liebt wie das Salz, ist er verärgert und verbannt sie. Während im Reich eine Salznot ausbricht, wird der König krank und versteht die Worte seiner Tochter. Da kehrt Maruschka mit dem Schlüssel zu einer Salzkristallhöhle zurück.
In der Cocktailbar „Salt & Gold“ werden mit Sole verfeinerte Cocktails durch besondere Zubereitungen inszeniert. Der tiefer gelegte Gastraum verkörpert mit seiner präzise modellierten Messingverkleidung die Kristallhöhle. Ihre goldene Farbe bildet einen scharfen Kontrast zur weiteren Gestaltung. Monolithische Bänke aus weißem Beton verbinden den Innen- und den Außenraum miteinander. Die Fensterfront aus Glasschiebeelementen lässt sich komplett öffnen. Variable Tische machen die besondere Flexibilität des Mobiliars aus. Eine große Freitreppe öffnet das gesamte Gelände zum Riveufer und macht die Terrasse mit ihren Sitzgelegenheiten und Trinkbrunnen tagsüber zu einem Angebot für Sportler und Spaziergänger.
Salt & Gold
Simon Haferkamp & Ayla Mirza Zada
1:1 Modell
Betucht – Essen nach Farben
Sina Dreßler & Lucas Riedl
Das Märchen „Die weiße Schlange“ handelt von einem König, der stets im Verborgenen ein geheimes Mahl zu sich nimmt. Eines Tages überkommt den Diener die Neugier. Er enthüllt heimlich die Terrine und entdeckt eine weiße Schlage, die so köstlich aussieht, dass er nicht widerstehen kann. Die Mahlzeit verleiht ihm besondere Fähigkeiten.
Das Verborgene, die Enthüllung und die geheime Speise sind die wesentlichen Momente des Märchens, die wir gestalterisch umsetzen. Die architektonische Intervention im Raum gleicht einem fallenden Tischtuch. In langen Bahnen wird ein lichtdurchlässiger Vliesstoff in den großzügigen Gastraum gespannt, sodass die Gäste zwei Zonen mit unterschiedlichen Atmosphären erleben. Empfang und Bar sind durch die bestehende Fensterfront lichtdurchflutet. Hier werden die Gäste mit einem einfarbigen Getränk auf das kulinarische Angebot verwiesen. Den Essbereich betreten die Gäste nach Aufforderung durch tropfenförmige Einschnitte im Vlies. Im Moment des Eintretens erleben sie die Enthüllung ihrer monochromen Speisewahl.
Betucht – Essen nach Farben
Sina Dreßler & Lucas Riedl
Atmosphärische Innenraumdarstellung
Verwunschen – eine Kräutergastronomie
Franziska Schaufelberger & Tobias Behley
Im Märchen „Zwerg Nase“ wird ein Junge namens Jakob wird von einer bösen Kräuterfee durch eine Suppe mit dem Zauberkraut Niesmitlust in einen hässlichen Zwerg verwandelt und sieben Jahre von ihr festgehalten. Jakob ist erstaunt über die einfach und klein erscheinende Hütte, die sich im Inneren als ein prunkvolles Heim entpuppt.
Das Motiv des Schlosses, das sich als Hütte tarnt, begründet die Entwurfsidee. Das Überraschungsmoment beim Eintreten wird zum Erlebnis. Der Außenbereich mit seinen bewachsenen Nischen verwehrt den Gästen vorerst den Blick nach innen. Auch die Fensterfront aus halbdurchlässigen Spiegeln lässt bei Tageslicht keine Einblicke zu. Erst beim Eintreten eröffnet sich der saalartige Raum, der Gestaltungselemente von Schlossgemächern entlehnt: großzügige Spiegelflächen, auffällige Bodenintarsien und prunkvolle Deckenornamentik. Das Zauberkraut, das im Märchen jeder Speise den letzten Schliff gibt, ist Essenz der Speisekarte. Tagsüber verfeinert es die zu tunkenden Suppen und abends die zu schlürfenden Drinks.
Verwunschen – eine Kräutergastronomie
Franziska Schaufelberger & Tobias Behley
Außenansicht Tag / Nacht
Im Essigkrug
Rebekka Schilken & Mirjam Schwab
Mann und Frau leben in einem Essigkrug. Sie sind darüber sehr unzufrieden. Ein goldener Vogel erfüllt ihnen ihre wachsenden Wünsche: Vom Bauernhof, zum Schloss, zu Kaiser und Kaiserin, bis sie schließlich Gott sein wollen. Da verbannt ein schwarzer Vogel die beiden wieder in den Essigkrug zurück.
Das Märchen beschreibt sechs Kategorien: Essigkrug, Haus, Bauernhof, Schloss, Palast und Göttertempel. Diese finden sich als Menüs in der Speisekarte wieder. Zentral im Gastraum steht eine Raumskulptur mit ebenfalls sechs backsteinernen Podeststufen. Diese greifen die Materialität des Essigkruges auf und verweisen durch ihre unterschiedlichen Gestaltungsmittel auf die verschiedenen Wunschetappen. Als Kontrast zum kargen Essigkrug steht das inszenierte Wünschen. Jeder Gast stellt sein Wunschmenü frei aus den einzelnen Komponenten der Speisekarte zusammen. In einem gelb monochromen Raum mit aufwendigen Lichtelementen platziert er sein Begehr auf einem drehbaren Wandstück, bevor er sich in den Gastraum begibt und auf Erfüllung hofft.
Im Essigkrug
Rebekka Schilken & Mirjam Schwab
Atmosphärische Innenraumdarstellung
mit den Studierenden
Tobias Behley
Sina Dreßler
Simon Haferkamp
Mara-Melina Hau
Lorenz Kuschnig
Ayla Mirza Zada
Lucas Riedl
Franziska Schaufelberger
Rebekka Schilken
Leonie-Olivia Schima
Marleen Schönfelder
Mirjam Schwab
Romina Siegert
Bianca Voigt
Workshop Spuren und Fährten
Nica Giuliani & Andrea Gsell
Betreuung
Prof. Rita Rentzsch
KM Gregor Müller
mit den Studierenden
Tobias Behley
Sina Dreßler
Simon Haferkamp
Mara-Melina Hau
Lorenz Kuschnig
Ayla Mirza Zada
Lucas Riedl
Franziska Schaufelberger
Rebekka Schilken
Leonie-Olivia Schima
Marleen Schönfelder
Mirjam Schwab
Romina Siegert
Bianca Voigt
Workshop Spuren und Fährten
Nica Giuliani & Andrea Gsell
Betreuung
Prof. Rita Rentzsch
KM Gregor Müller