Not all lines are straight

MA - Abschlusskollektion von Carla Herrig
SoSe 2022

Foto: Tim Nowitzki, Design: Carla Herrig, Model: Carolin Seckel, Hair&MakeUp: Karen Diaz

Der Entwurfsprozess beim Gestalten von Mode ist der Moment, bei welchem der Körper entscheidungsgebend
ist. Modelle werden erstellt, die in einem bestimmten Verhältnis zum Körper stehen. Dabei muss ein Abgleich
zwischen dem Prototypen und den Anforderungen und Eigenschaften des menschlichen Körpers stattfinden. Hierbei spielen das textile Material und die Entwurfstechnik als Mittel der Formgebung im gesamten Entwicklungsprozess eine ausschlaggebende Rolle. Dieses Spiel mit einer vorgegebenen Form, dem Körper und der Gestaltung einer zweiten bzw. neuen Form, welche zu Ersterem in Beziehung gesetzt wird, geht für mich eine besondere Faszination aus. Der Entwicklungsprozess ist geprägt von Ausprobieren, Experimentieren, Gelingen und Scheitern. Dabei stellt der Designprozess die Designer*in vor die Herausforderung, ständig Entscheidungen treffen zu müssen. Beobachten, Analysieren, Entscheiden - diese Handlungsabfolge findet sich im gesamten Entwicklungsprozess des Gestaltens wieder.

Ich möchte das Zusammenspiel von Kleidung und Körper während der Gestaltung und Entwicklung von Mode
beleuchten. Hierbei will ich besonders herausarbeiten, in welchen Verhältnissen sie zueinander stehen und vor
allem darauf eingehen, welchen Aspekt der Körper und die Kleidung in Abgrenzung zum Raum spielen. Zunächst werden die grundlegenden Begriffe dieser Arbeit: Körper, Kleidung, Mode, Bewegung, Raum und Prototyping definiert, welche im weiteren Verlauf der Arbeit Stützpunkte für das Verständnis bilden. Mit den gegebenen Definitionen setze ich im Laufe der Arbeit Stützpunkte für das Verständnis meiner Ausarbeitung.


In meiner Arbeit werde ich den Prozess des Prototypings (verschiedene Verfahren zur Findung von Modellen)
beleuchten, den ich als Basis des Entwerfens verstehe und exemplarisch für den Entscheidungsprozess in der Ge-staltung einsetze. Die Entwicklung eines Modells oder auch eines Prototyps dient der Materialisierung einer Idee.
Die Übersetzung des Gedankens in etwas Materielles dient dazu, Fragen zu stellen und Antworten zu geben.

Im Bereich des Modedesigns findet der Prozess des Prototypings in einem sehr engen Dialog mit dem menschlichen Körper statt. Die Entwicklung der Kleidung wird nicht nur für den Körper gestaltet, sondern muss vor allem mit ihm gestaltet werden.

Meinen Fokus werde ich auf zwei Arten der Formentwicklung legen. Die Schnittkonstruktion und die Drapage. Diese beiden Methoden sind mir in meinem Entwurfsprozess besonders wichtig, da in dieser Phase, meinem Verständnis nach, eine Idee materialisiert wird. Die Schnittkonstruktion ist eine, vom physischen Körper
separierte Methode, Kleidung zu entwerfen. Der Körper wird vermessen und dadurch in Zahlen abstrahiert. Mit
Hilfe dieser Zahlen und geometrischen Formen wird dann die Kleidung konstruiert. Das Erfassen des Körpers in Zahlen und die damit erstellte zweidimensionale Konstruktion abstrahiert den Körper in eine Fläche. Durch das anschließende Zusammennähen der Schnittmuster, die während der Schnittkonstruktion entstanden sind, wird
die Abstraktion der zweidimensionalen Konstruktion wieder auf den dreidimensionalen Körper übertragen. In einfachen Worten gesagt: Durch den Prototypen, das Probeteil, wird der Entwurf, der separat vom Körper entstanden ist, an den Körper gebracht, um so in einen Diskurs mit dem Körper zu treten.
Im Weiteren möchte ich auf die Drapage als Entwurfstechnik eingehen. Die Drapage entsteht im Gegensatz zur
Konstruktion in einem direkten Zusammenhang mit dem Körper. Hier findet die Entwicklung des Kleidungsstücks im dreidimensionalen Raum statt, weshalb die Kleidung in direkten Bezug zum Körper und dem Raum steht. Mein Ziel ist es, diese beiden Techniken in ihrer Gegensätzlichkeit zu beleuchten. Die Konstruktion als zweidimensionale,konstruierende Technik, mit Papier und Stift, vom Körper entkoppelt, und der Drapage als einer Technik, die am dreidimensionalen Körper stattfindet, modellierend und mit dem Textil am Körper arbeitend. Abschließend gebe ich einen Ausblick auf die Schnittmustererstellung im virtuellen Raum. In diesem fungiert der Körper nur als eine Idee, bei welcher der physische Körper grundsätzlich in den Hintergrund tritt. Der Aspekt des Körpers in Bezug auf Kleidung bekommt im virtuellen Raum eine neue Bedeutung, wodurch auch das Verhältnis zwischen Körper, Kleidung und Raum eine neue Dimension einnimmt. 

Es ist anzumerken, dass die Perspektive meines Beobachtens keine industrielle ist und losgelöst von wirtschaftlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen stattfindet.

Projektbegleitung: Prof. Lars Paschke, Prof. Evelyn Sitter, KM Gesine Försterling, KM Dominik Cosentino

Schnittgestaltung: Stephanie Penkov, Isabel Fiedler

Lehrende:

 

Prof. Evelyn Sitter

Prof. Lars Paschke

KM Dominik Cosentino

KM Gesine Försterling

 

Schnittgestaltung: Stephanie Penkov, Isabel Fiedler

 

 

Lehrende:

 

Prof. Evelyn Sitter

Prof. Lars Paschke

KM Dominik Cosentino

KM Gesine Försterling

 

Schnittgestaltung: Stephanie Penkov, Isabel Fiedler