Podiumsdiskussion OSTEN //
Samstag, 29.05.2021

Programm zum Festival OSTEN und zum Kulturpalast Bitterfeld im Fokus

Ein Tag im Palast

Digitales Gespräch um 16 Uhr mit:

  • Rainer Robra (Kulturminister & Chef der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt)
  • Prof. Dr. Nike Bätzner (Prof. für Kunstgeschichte Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle)
  • Ludwig Haugk (Dramaturg & Künstlerische Leitung OSTEN)
  • Prof. Dr. Regina Bittner (Direktorin Stiftung Bauhaus Dessau)
  • Sabine Griebsch (Digitalisierung im Landkreis Anhalt Bitterfeld, Stadtrat Bitterfeld, Bü90 die Grünen)
  • Prof. Sebastian Baumgarten (Theater- und Opernregisseur & Professor für Regie an der Theaterakademie August Everding München)

Moderation: Julian Kamphausen & Friederike Schicht

Um 19 Uhr wird dann die szenische Skizze von DER BERG live von der Bühne des Kulturpalast gestreamt. 

Livestream:

https://tagimpalast.kultur-park.de/#/startseite

Es wird auch eine Chatfunktion geben, über die Fragen an die Beteiligten gestellt werden können.

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Ursprünglich war unter dem Titel

ORTSBEGEGNUNG

eine Ausstellung von Arbeiten des seit Oktober 2020 durchgeführten Projektseminars

Handeln in der Peripherie!

der Kunstwissenschaften, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, unter Leitung von Prof. Dr. Nike Bätzner, vorgesehen.

Nun wird der Forschungszwischenstand zeitnah auf den Homepages des Kultur-Park-Vereins und der BURG zu sehen sein.

Bei Bitterfeld denken wir an die Prägung der Kulturlandschaft durch die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung, den Braunkohletagebau, den Chemiepark des 20. Jahrhunderts mit den damit verbundenen Umweltschäden, denken an Stilllegungen und Umorientierungen nach 1989. Bitterfeld-Wolfen, obgleich heute wieder ein bedeutender Standort der Chemischen Industrie, ist aus dem fortschrittsgläubigen Zentrum des mitteldeutschen „Chemiedreiecks“ an die Peripherie gerückt. Das Umherschweifen an den peripheren Randzonen, durch die Brachen, die Befragung der Schichten dieser Kulturlandschaft lassen nicht nur historische Aufdeckungen, sondern auch Entdeckungen und mögliche Neudefinitionen von Orten zu. 

Zum VEB Elektrochemischen Kombinat Bitterfeld gehörte der Kulturpalast. Er wird verknüpft mit zwei Autorenkonferenzen zum „Bitterfelder Weg“ (1959 und 1964). Gemäß dem Slogan „Greif zur Feder Kumpel, die sozialistische Nationalkultur braucht dich!“ sollte den Werktätigen ein aktiver Zugang zu Kunst und Kultur ermöglicht werden. Bildende Künstler*innen und Schriftsteller*innen wurden in die Betriebe geschickt, um die „Laienkunst“ zu unterstützen, – die „Kunstarbeiter“ sollten sich mit den „Industriearbeitern“ solidarisieren. 

Bitterfeld ist ein exemplarischer Ort, um Fragen zum „Osten“ und zu unserer heutigen Gesellschaft zwischen wirtschaftlichen und lebensweltlichen Ansprüchen zu verhandeln, um Hoffnungen, Perspektiven und Notwendigkeiten zu beschreiben. Und es ist ein Ort, an dem die Bedingungen das Anthropozäns augenscheinlich werden, an dem die Spielräume unseres Handelns sowie die möglichen Aufgaben oder Ansatzpunkte von Kunst diskutiert werden können.

Im Seminar haben die Studierenden nicht nur die kulturelle Tätigkeit der Zirkel im Kulturpalast und die verschiedenen Formen der Arbeit im Kombinat recherchiert, sondern auch generell die Möglichkeiten einer Einbettung der Kunst in das Leben. Sie sind der Geschichte des Chemiestandtorts sowie der Entwicklung einer Bergbaufolgelandschaft nachgegangen, den „Altlasten“ und Neuorientierungen. Sie haben in ihrer künstlerischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung spezifische Ansatzpunkte gefunden, um das historisch und lebensweltlich Gegebene mit heutigen Fragestellungen zu verknüpfen. Gespräche mit Zeitzeug*innen waren und sind dabei für die Erforschung des lokalen und geistigen Terrains eine wertvolle Quelle. 

Die Ergebnisse des Projektseminars können leider nicht, wie ursprünglich geplant, Ende Mai im Kulturpalast präsentiert werden. Doch die Recherchen und Gespräche werden weiter gehen, und beim Festival im Juli 2022 werden die bis dahin gewachsenen Werke und Forschungskonvolute zu sehen sein.