Open Call der Burg Galerie

Ausstellungsreihe ABC / F für Fremd(-)
Bewerbungsfrist: 7. Januar 2024

Bild: Collage mit "Far Side of Moon Imaged by MoonKAM", NASA ID: PIA15515

Thema

Zum Ende unserer ABC-Reihe werden wir uns 2024 dem Thema F für Fremd(-) widmen. Hierbei wollen wir die Wahrnehmung und Konstruktion des Phänomens Fremd auf verschiedenen Ebenen untersuchen. Im Begriffsumfeld von Fremd stehen Varianten wie Fremdsein, Fremdwahrnehmung, Fremdkörper, Fremdzuschreibung oder Entfremdung.

Wir wollen herausfinden, wo unsere subjektiven Zugänge zum Fremden zu verorten sind.
Wo begegnen wir dem Fremden in unserem Alltag und in der Beobachtung der Welt um uns herum? Wie interpretieren wir diese Fremd-Zustände in unserer künstlerischen und gestalterischen Arbeit?

Fremd ist per Definition das nicht Vertraute, das vermeintlich oder tatsächlich Andersartige oder Entfernte. Das Fremde oder die Fremde erstreckt sich von unserer Selbst-Wahrnehmung und Subjektivität aus konzentrisch in die uns umgebende Welt hinaus. Die Terra inkognita kann schon am eigenen Körper beginnen, sie kann uns im Denken befangen machen und uns beim Heraustreten aus unserer persönlichen Komfortzone begleiten. Tagtäglich begegnen wir Fremden oder der Fremde, versuchen unsere Erlebnisse einzuordnen und zu ergründen. Wir müssen unser In-der-Welt-sein pausenlos mit Erkenntnis und Interpretation verteidigen. Dabei bietet auch das Zuhause keine unbedingte Sicherheit vor dem Sich-fremd-fühlen. Noch weniger trifft das zu, wenn dieses verloren wird.

Wir geben einige Denkanstöße, aus welchen Erfahrungsebenen sich unsere Ausstellung F für Fremd(-) zusammensetzen könnte. Ein Anknüpfungspunkt ist die politische Debatte in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu den Fragen von Einwanderung und Migration. Im Jahr 2022 hat Deutschland mit 2,6 Millionen Zuzügen die bislang höchste Einwanderungsbewegung ab 1950 erfahren. Daraus ergeben sich komplexe soziale und strukturelle Herausforderungen.

Wie können wir die zu uns Kommenden sozial und kulturell in unsere Gesellschaft einbinden? Wieviel Kraft und Engagement haben wir für diese Aufgabe übrig? Was tun wir gegen Ausgrenzung dieser Menschen und gegen Fremdenfeindlichkeit?

Ein weiterer Anknüpfungspunkt ist die Hochschulkultur selbst, zu der der internationale Austausch gehört. Die BURG unterhält Partnerschaften mit über 70 Hochschulen in und außerhalb Europas. Ziel dieser Partnerschaften ist es unter anderem, Studierenden in Austauschprogrammen die Möglichkeit zu bieten, über ihren bisherigen Erfahrungshorizont hinaus andere Kulturen, Sprachen und Lebensweisen kennenzulernen. In diesem Kontext können sich Abenteuer in der Fremde ergeben. Ein völliger Perspektivwechsel kann sich zunächst befremdlich anfühlen, bringt aber im besten Fall auch den Abbau von Vorurteilen, eine Erweiterung der persönlichen Ausdrucksmöglichkeiten und Kreativität mit sich.

Wie verarbeiten Sie künstlerisch Eindrücke und Erfahrungen an fremden Orten? Welche künstlerischen Methoden und gestalterischen Praxen stehen zur Verfügung, welche entwickeln Sie neu? Welche Vorbilder und Denkmuster beeinflussen Sie dabei?

Das Nachdenken über das Fremde, die Figur der Fremden oder das Phänomen der Fremdheit ist Teil verschiedener geisteswissenschaftlicher Disziplinen und Fachdiskurse wie in Soziologie und Ethnologie. Georg Simmel analysierte in seinem Exkurs über den Fremden (1908) jenen unter dem Aspekt der Mobilität im Raum. Weiterhin wurden Aspekte der Macht untersucht (Norbert Elias), die besonders von den Cultural Studies weitergeführt wurden. Es ging darum, Narrationen von homogenen Kulturen zu dekonstruieren und Konzepte des kulturellen Dazwischen, des Fremden im Eigenen zu entwickeln.

Für Kunst und Design sehen wir viele mögliche Themenfelder:

So waren und sind Selbstporträts Möglichkeiten der Reflexion über das Selbst im Verhältnis zum Anderen. Fremde sind wir uns selbst schrieb die Psychoanalytikerin Julia Kristeva.

Ganz weit gespannt hingegen betrifft es unser Leben auf der Erde und der Konstruktion von Vorstellungen, was außerhalb dessen im Weltall existiert oder existieren könnte. Das breite Feld der Science Fiction spielt mit dem Bild des Fremden, oft als Unheimlichem. Durch die Betrachtung realitätsfremd erscheinender Welten wie sie einem in Dystopien der SF begegnet, können sich aber unerwartete Perspektiven auf die eigene Lebensrealität eröffnen.

Doch auch ganz konkret müssen wir uns dem in naher Zukunft stellen: Wie nehmen wir die Entwicklung der KI wahr, bleibt die intelligente Maschine das Fremde? Wo verfließen die Grenzen?

Eine wichtige Rolle spielen in diesem Diskurs auch Soziale Medien, die Propaganda und Hate Speech verbreiten. Wie analysieren wir das, was setzen wir dem entgegen?

Wichtig ist und bleibt die Teilhabe des Anderen in unseren Communities. Die BURG hat seit 2015 besondere Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht. Wie sind sie angekommen? Auch ihnen wollen wir eine Stimme geben. Denn das Fremde bleibt nur fremd, bis wir uns damit vertraut machen.

„Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man.“ Franz Kafka
(Heimkehr. In: Gesammelte Schriften, Band 5, Hrsg. Max Brod, Schocken Books, New York 1946, S. 140)

Wir möchten Ihre Arbeiten zu diesem Thema kennenlernen und die Potentiale von Kunst und Design in diesem Kontext zusammen mit Ihnen entdecken, zeigen und befragen. Wir denken, dass dieses Thema auch einer besonderen Vermittlung bedarf. Daher sind Bewerbungen / Beiträge für Veranstaltungsformate wie Diskussionen, Lesung, Kooperationen mit anderen Akteur*innen erwünscht. Der Zeitraum der Ausstellung ist gegenüber den Vorjahren verlängert. Wir wollen ihn intensiv nutzen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Ausstellung

Die Studierenden der BURG aus Kunst und Design sowie Absolvent*innen der Jahre 2022 und 2023 sind herzlich eingeladen, sich bis zum 7. Januar 2024 zu bewerben. Alle Formen der künstlerischen und gestalterischen Auseinandersetzung sind willkommen. Die Auswahl erfolgt durch eine hochschulinterne Jury (Galerieteam, Lehrende aus den FB Kunst und Design, Studentenvertreter*in).

Die Ausstellung findet voraussichtlich vom 4. April bis 26. Mai 2024 in der Burg Galerie im Volkspark statt. Für die Installation/Präsentation in der Ausstellung können nach Absprache im Rahmen des Budgets anteilig Materialkosten übernommen werden. Die Gruppenausstellung wird mit den Teilnehmer*innen gemeinsam entwickelt. Der Aufbau wird durch das Galerieteam unterstützt.

Bewerbung

  • eine Kurzbeschreibung des Vorschlages und die Verbindung zum Thema (max. 1 Seite) sowie Bildmaterial des geplanten Exponats/der Exponate (zzgl. Maße, Technik, Material)
  • Angaben zur geplanten Präsentation des Exponates (für die Kostenschätzung)
  • Angaben zum Studiengang und Kontaktdaten (Adresse, Email, Telefon)

Weitere Informationen und Kontakt

Das Galerieteam: Prof. Tilo Baumgärtel, Leona Blum und Dr. Jule Reuter

Bewerbungen an beide Mail-Adressen:

reuter(at)burg-halle.de und burggalerie(at)burg-halle.de

Fragen können gern an die Burg Galerie im Volkspark gerichtet werden (reuter(at)burg-halle.de oder 0345 7751-58080)

Weitere Informationen und Kontakt

Das Galerieteam: Prof. Tilo Baumgärtel, Leona Blum und Dr. Jule Reuter

Bewerbungen an beide Mail-Adressen:

reuter(at)burg-halle.de und burggalerie(at)burg-halle.de

Fragen können gern an die Burg Galerie im Volkspark gerichtet werden (reuter(at)burg-halle.de oder 0345 7751-58080)