Forschungsprojekte im XLab

Co-Creation

Als übergreifendes Thema des XLab erforschen wir den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Robotik nicht als autonome Technologien, sondern als Werkzeuge der kreativen Kooperation. Durch Forschungsprototypen und angewandte Projekte untersuchen wir ihren praktischen Einsatz, ihre Potenziale und Implikationen. Darüber hinaus sprechen wir in unserem Podcast „Towards Co-Creation“ mit Macher*innen, Künstler*innen und Forscher*innen, die KI und Robotik in ihrer kreativen Praxis verwenden. Wie verändern diese Technologien den kreativen Prozess? Wie wird Co-Creation in der Zukunft aussehen? Und wie können wir zu einer realistischen und kritischen Perspektive beitragen, die sich nicht scheut, nach den Defiziten, Grenzen und Auswirkungen der Technologien auf die Gesellschaft zu fragen.

KI Mythen und Monstrositäten

Alexa Steinbrück forscht dazu, wie wir als Gesellschaft über KI denken und sprechen. Welche Missverständnisse entstehen dabei? Welche Mythen setzen sich im allgemeinen Diskurs fest? In der öffentlichen Debatte über KI vermengen sich häufig die Bedeutungsebenen von Fiktion (strong AI) und tatsächlichem Forschungsstand (narrow AI). Das ist besonders dann problematisch, wenn über die Risiken von KI gesprochen wird. Alexa Steinbrück beleuchtet, wie wir diese Bedeutungsebenen wieder trennen können.

prog/rammed earth

2021–2022 Teilprojekt zusammen mit dem SustainLab

Stampflehm, Terre Pisé, Rammed Earth: Krümelige, erdfeuchte und relativ magere Lehmmasse wird in eine Schalung lagenweise eingeschüttet, durch stampfen verdichtet und an der Luft ausgehärtet. Diese Form des Lehmbaus hat eine jahrtausendealte Tradition – nicht zuletzt in Sachsen-Anhalt. Während die Verdichtung im natürlichen Kontext den Verlust von essentiellen Bodenfunktionen bedeutet, werden in der Architektur die Potentiale komprimierter Erde ausgespielt: Porosität und Durchlässigkeit schaffen ein atmendes Material, die Nutzung lokaler Ressourcen steht im Sinne der Wertschöpfung und Lehm ermöglicht eine unbegrenzte Rezyklierbarkeit ohne Verlust von Materialeigenschaften. 

Bei all den schlagenden Argumenten und 130,3 Millionen Tonnen (Umweltbundesamt, 2021) Bodenaushub pro Jahr: Kann Stampflehm nicht auch abseits von Mauern und Fußböden gedacht werden? Der Auftakt der Untersuchung des SustainLab fragt nach der Zukunftsfähigkeit eines traditionellen Verfahren im Umgang mit lokalen Sedimenten. Eine erste Experimentierreihe erprobt Material, improvisiert Werkzeuge und spekuliert über Anwendungen. 

2K: An der Schnittstelle von SustainLab und XLab trifft die traditionelle Verarbeitung von lokalen Sedimenten auf die Programmierung von Material und Werkzeug: prog/rammed earth. Das gezielte Arbeiten mit zwei Komponenten denkt Stampflehm dabei als additives Fertigungsverfahren. Erdfeuchter Lehm wird verdichtet, die zweite Materialkomponente 

dient als Stützmaterial und rieselt, fließt, dampft, bricht nach dem Stampfen aus der Grundform. Das selektive Binden ermöglicht Freiformen, Überhänge und Hinterschnitte. Und gleichzeitig transformiert robotische Präzession die material- und zeitintensive Vorbereitung.

Welche konstruktiven Konzepte, nachhaltige(re)n Anwendungen und rahmenden Systeme können dieses Verfahren in einen zukunftsfähigen Kontext setzen?

Reset vs. Restart

Um digitale Entwürfe und Modelle in die physische Welt zu bringen, sind Methoden und Werkzeuge der digitalen Fabrikation aus dem Design nicht wegzudenken. Nach dem Prinzip „file-to-factory“ muss sich der Designprozess hier bislang auf die Fabrikation ausrichten. Einerseits schränkt dies die Entwurfspraxis ein, andererseits verlieren wir dadurch die Möglichkeit, in die Herstellung einzugreifen: Ein einmal gestarteter Prozess lässt sich nur abbrechen und neu starten, nicht verändern.

Das Projekt von Simon Maris zielt darauf ab, die bestehenden Softwaresteuerungen durch echtzeitbasierte Systeme zu ergänzen. Dieser Ansatz verspricht mehr Flexibilität und neue Gestaltungsräume. Simon Maris untersucht exemplarisch zunächst drei Kontrollmechanismen und demonstriert sie anhand von prototypischen Entwürfen: die haptische Steuerung, die sensorische Steuerung sowie die Steuerung über neuronale Netzwerke.