Vierundzwanzigstunden und ein Arbeiterlied (2020)

Eine Sieben-Kanal-Installation

Kamera: Tim Nowitzki

Hauptsächlich gedreht in Sachsen-Anhalt, einem Bundesland in dem ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung im Niedriglohnsektor beschäftigt ist und beinahe 50 Prozent der neuen Arbeitsverträge befristet sind, zeigt „Vierundzwanzig Stunden und ein Arbeiterlied“ die Protagonisten und Protagonistinnen des Films als Stellvertreterinnen und Stellvertreter unserer heutigen entsolidarisierten Arbeitswelt in einem wohlhabenden, aber sozial ungleichen Land.

Die Filminstallation parallelisiert fragmentarisch die Tagesabläufe und Arbeitswelten sieben unterschiedliche Angehörige verschiedener Berufsgruppen und Beschäftigungsverhältnisse, von der Puppenspielerin über den Wachmann bis zum Flughafenarbeiter. Die Handlungsstränge der Arbeit orientieren sich an den Arbeitszeiten der unterschiedlichen im Film dokumentierten Personen und beschreiben eine Schicht, vom ersten Handgriff der Protagonisten bis zu deren letztem Handschlag. Einsamkeit und hektische Geschäftigkeit, Produktion und Dienstleistung, Lowtech und Hightech, Monotonie und Vielfalt treffen aufeinander.

In der als Loop angelegten Filminstallation wird jede Tätigkeit auf einem eigenen Screen verdichtet, zwischen den Filmbildern entstehen durch die Parallelisierung von Handgriffen, Gesichtern, Bewegungen im Raum oder Totalen der Arbeitsplätze jedoch immer wieder Verknüpfungen. Der parallele Umschnitt zu jeder im Film erzählten Arbeitsstunde lässt eine visuelle Uhr des 24 Stundentages entstehen.

Wie ein Sehnsuchtsbild taucht ein Chor auf, der die Routine der Arbeitenden unterbricht. Während der Chorkörper und der Liedtext das Kollektive beschwört, wird diese Sehnsucht durch die Geschehnisse auf den unterschiedlichen Monitoren, die Art des Gesanges wie z.B. eine zaghafte Aneignungen von kämpferisches Passagen durch nur wenige Stimmen oder den Zerfall in Vielstimmigkeit, konterkariert.

Bedingt durch die Fragmentierung des Chores in der Montage wird eine Bewegung der Betrachter im Raum hervorgerufen.

Konzept und Regie: Michaela Schweiger
Kamera: Tim Nowitzki
Montage: Michaela Schweiger und Tama Tobias-Macht

Gefördert vom Kunstfonds Bonn