Prof. Andrea Tinnes zu Gast in der Ausstellung „The F* word. Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign“

Von Freitag, 17. Februar bis Sonntag, 17. September 2023, ist die Professorin für Schrift und Typografie der BURG, Andrea Tinnes, gemeinsam mit der ehemaligen Künstlerischen Mitarbeiterin und Alumna der BURG, Anja Kaiser in der Ausstellung „The F* word. Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign“ im MK&G in Hamburg vertreten. Ort: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Steintorplatz, 20099 Hamburg

Ausstellungsansicht der Ausstellung „The F* word. Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign“. Drei Posterdesigns der Professorin für Schrift und Typografie der BURG, Andrea Tinnes.
Foto: Pierre Pané-Farré

Andrea Tinnes, Professorin für Schrift und Typografie der BURG, wurde gemeinsam mit der ehemaligen Künstlerischen Mitarbeiterin und Alumna der BURG, Anja Kaiser eingeladen, mit verschiedenen Arbeiten in der Ausstellung The F* word – Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign im MK&G mitzuwirken. Prof. Tinnes beteiligt sich mit einer Posterreihe und einer eigens für die Ausstellung konzipierten Publikation.

Die Plakate

Die drei Plakate stammen aus einer Serie von experimentellen typografischen Plakaten von Prof. Tinnes aus dem Projekt Library of Shapes, Texts and Structures und wurden in einem experimentellen Druckprozess auf der manuellen Offsetmaschine von Matthias Schwenke mit ihrer Assistenz in der Hochschuldruckerei gedruckt. Die Plakatserie umfasst insgesamt über 245 unterschiedliche Plakatmotive mit vielen Unikaten durch Überdrucken der einzelnen Druckplatten in unterschiedlichen Farben.

Die Library of Shapes, Texts and Structures ist ein visuelles Forschungsprojekt und eine persönliche Gestaltungsbibliothek. Der Titel ist programmatisch gewählt, denn als Bibliothek umfasst die Library das fortwährende systematische Sammeln, Notieren, Dokumentieren, Auswählen, Erfassen, Archivieren, Aufbereiten, Ordnen und Katalogisieren von ganz unterschiedlichen visuellen, schriftbasierten und sprachlichen Materialien. Die Library besteht in der Sektion Shapes aus drei umfangreichen Schriftsystemen, die Allgemein Grotesk, die Inventar und die Retroskop, drei Schriften, die jeweils unterschiedliche Buchstabenformen in ihrem Zeichensatz vereinen. Weiterhin umfasst die Library zahlreiche Formen und Symbole, von abstrakt-geometrisch über figürlich-illustrativ bis organisch-verformt. Die Sektion Structures beinhaltet eine Vielzahl von seriellen Strukturen, dazu gehören neben analogen und digitalen Texturen auch fotografische Abbildungen von Alltagstypografie. Diese visuellen Sammlungen werden durch die Sektion Texts ergänzt. Sie erfasst nach Datum geordnet Auszüge des alltäglichen Lesens von Zeitungen, Magazinen, Büchern oder auch Kurznachrichten in den Sozialen Medien.

Im April 2019 wurde die Library of Shapes, Texts and Structures erstmals in einer Ausstellung in der Galerie A—Z in Berlin präsentiert. Ausgestellt wurden sowohl 42 Plakate aus der Serie als auch die gesamte Ordnerbibliothek der Library. 2022 hat Andrea Tinnes dem Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg insgesamt 15 Plakate aus der Serie als Schenkung überlassen.

Schriftmeisterinnen

Für die Ausstellungsgrafik hat das Gestaltungsbüro Rimini in Berlin unter der Leitung von Franziska Morlok das Konzept einer Ausstellung in der Ausstellung entwickelt, das heißt, sie benutzten unterschiedliche Schriften von Gestalterinnen für die Textebenen. Das Schriftmeisterinnen-Buch in der Ausstellung stellt alle verwendeten Schriften und ihre Gestalterinnen vor. In der Publikation sind neben Andrea Tinnes u.a. vertreten: Katharina Köhler, Zuzana Licko, Alice Savoie, Charlotte Rohde, Larissa Kasper und Eugénie Bidaut. Das marmorierte Papier des Umschlags stammt von Marion Kliesch und Sanna Schiffler, beide sind künstlerische Mitarbeiterinnen im Studiengang Kommunikationsdesign der BURG.

Die gezeigten Schriften von Prof. Andrea Tinnes in der Ausstellung und der Publikation

Allgemein Grotesk
Die Allgemein Grotesk ist die umfassende Überarbeitung und Weiterentwicklung der Schrift Wedding Sans aus dem Jahr 2001, eine zeitgenössische Grotesk Schrift, die runde und eckige Buchstabenmerkmale in einem einzigen Alphabet vereinigt. Die Allgemein Grotesk nutzt dafür die Möglichkeiten der Open Type Features: durch die Aktivierung der eckigen Alternativbuchstaben kann sie ihren Charakter von allgemein zu eigenständig verändern. Die Schrift kommt in mehreren Weiten, von Standard über Condensed und Extended bis hin zu Monospace.

Inventar
Die Inventar ist eine Versalien Display Schriftfamilie mit vielen alternativen Buchstaben und einem großen Repertoire an typografischen Möglichkeiten. Neben drei Serifen- und drei Groteskvarianten umfasst die Schriftfamilie auch jeweils passende Kursiven sowie Reverse-Italic Schnitte. Die einzelnen Fonts beinhalten jeden Großbuchstaben in drei fein aufeinander abgestimmten Breiten: Condensed, Narrow und Normal. Die verschieden breiten Formen können dabei separat eingesetzt oder manuell gemischt werden, um unterschiedliche Schriftbilder zu erzielen. 

Retroskop
Retroskop ist eine Serifenschrift, die neben den klassischen Regular- und Italic-Schnitten auch eine Narrow- sowie einen Monospace-Variante enthält.

Die Ausstellung

Do women have to be naked to get into the Met.Museum?

Mit dem legendären Poster (siehe Webseite MK&G) machte die Aktivist*innengruppe Guerrilla Girls 1989 in New York darauf aufmerksam, dass Frauen zwar ein beliebtes Bildmotiv sind, aber nur wenige weibliche Positionen in Museen, Galerien und Kunstinstitutionen ausgestellt werden. Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich das international bekannte Kollektiv aus den USA mit humorvollen, aufklärenden und anklagenden Arbeiten gegen Sexismus, Rassismus, Diskriminierungen sowie Machtmissbrauch und Korruption im Kunstbetrieb. Für das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) entwickeln die Guerrilla Girls eine eigene Arbeit, die die Sammlung des Museums kritisch evaluiert. In der Ausstellung The F* word – Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign im MK&G bilden die Plakate der Künstlerinnengruppe den Ausgangspunkt der Gruppenschau, die rund 500 Arbeiten von 1870 bis heute umfasst.

Beteiligte Gestalter*innen:
Sheila Levrant de Bretteville, Cyan, Anke Feuchtenberger, April Greiman, Grete Gross, Guerrilla Girls, Henriette Hahn-Brinckmann, Anja Kaiser, Valentina Kulagina, Lora Lamm, Elena Luksch-Makowsky, Gabriel .A. Maher, Ethel Reed, Nelly Rudin, Paula Scher, Spring Kollektiv, Warwara Stepanowa, Rebecca Stephany, The Rodina, Andrea Tinnes, Rosmarie Tissi, Annik und Paula Troxler u.a.


Laufzeit: Freitag, 17. Februar bis Sonntag, 17. September 2023
Ort: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Steintorplatz, 20099 Hamburg
Eintritt: 14 Euro, 8 Euro ermäßigt
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Donnerstag, 10 bis 21 Uhr