Architekturwettbewerb für den Neubau Kunst

Für den im Dezember 2020 ausgelobten Architekturwettbewerb gingen aus Deutschland und Europa über 200 Bewerbungen ein, sowohl etablierte und renommierte als auch junge Büros beteiligten sich.

3.000 Quadratmeter für neue Ateliers und Werkstätten
Ziel war es, mit dem über 3.000 Quadratmeter umfassenden Neubau ein zukunftsorientiertes Atelier- und Werkstattgebäude zu schaffen, welches städtebauliche Impulse setzt sowie nachhaltiges Bauen berücksichtigt. An den Entwurf wurden damit höchste gestalterische Anforderungen gestellt, zudem mussten ökologische Aspekte überzeugend berücksichtigt werden. Neben Ateliers und Seminarräumen wird der Neubau auch die Hochschulgalerie, ein Audio- und Video-Studio, eine neue Mensa sowie druckgrafische Werkstätten umfassen. Eine ebenso komplexe wie attraktive Aufgabe, der sich zahlreiche Architekturbüros stellten.
Für Dieter Hofmann, Professor für Industrial Design/Produkt- und Systemdesign, wurde die besondere Relevanz des geplanten Neubaus für den Fachbereich Kunst erst durch den Blick aus verschiedenen Perspektiven ersichtlich: „Unsere Kunsthochschule bietet Freiräume für visionäres Denken und Gestalten und fördert individuelle, eigensinnige Wege. Studierende werden in der Lehre durch kritischen Diskurs und künstlerisches und gestalterisches Experimentieren gefördert, um sich als kritikfähige Individuen in den gesellschaftlichen Austausch einbringen zu können.
Diese Freiräume bilden ein wichtiges Fundament für die Vermittlung und Prägung der eigenen künstlerischen Haltung. Doch welche Räume werden hierfür benötigt? Es stellt sich zudem die Frage: Was müssen diese Orte heute und in Zukunft können? Für diese besonders herausfordernde wie auch seltene Bauaufgabe – eine neue Architektur für eine Kunsthochschule zu schaffen – müssen aus meiner Sicht einerseits nachhaltige Funktionalität und zukunftsweisende Gestaltung in Einklang gebracht werden. Zugleich ver­langt die Aufgabe nach selbstbewussten architektonischen Antworten, die unserem eigenen Bildungsanspruch und dem sich stetig wandelnden Kunstbegriff gerecht werden. Darüber hinaus besitzt gute Architektur auch eine wichtige soziale Dimension: Gebäude stiften Identität, sie sind Orte des Arbeitens, Lebens und der Begegnung. In diesem Sinne wird auch der zukünftige Bau unser Burg-Leben und das kommender Generationen von Burg-Studierenden und -Lehrenden immens prägen und begleiten.“


Wege zum Neubau – Prozess des Architekturwettbewerbs
Für den im Dezember 2020 ausgelobten Architekturwettbewerb gingen aus Deutschland und Europa über 200 Bewerbungen ein, sowohl etablierte als auch junge Büros beteiligten sich. 80 wurden für die Teilnahme an der ersten Phase des zweiphasigen Wettbewerbs zugelassen. Um auch junge Büros im verstärkten Maße mit zu berücksichtigen, wurden 18 gemäß der Losrangfolge eingeladen.
Die Wettbewerbsteilnehmer*innen erhielten im Februar 2021 die Möglichkeit, sich vor Ort ein Bild vom Baufeld und dessen Situierung sowie von der BURG insgesamt zu machen. Es fanden Begehungen des Wettbewerbsareals, der Unterburg und des Campus Design statt. Im Anschluss informierte beim Rückfragenkolloquium das Preisgericht auf digitalem Weg die teilnehmenden Büros. Die hierauf eingereichten Entwürfe wurden im Mai gesichtet und durch die Jury bewertet. Zur zweiten Phase des Wettbewerbs mit Ausarbeitung der Entwürfe wurden schließlich 22 Architekturbüros eingeladen.


Die Entscheidung fällt
Die verschiedenen Lösungsvorschläge begutachtete und diskutierte die Jury dann im Oktober 2021 – die vielfältige Palette an Entwürfen und die insgesamt sehr hohe Qualität der Einreichungen machte die Entscheidung nicht einfach. Der erste Preis im Wettbewerb und die Wahl für die Umsetzung fiel dann aber doch eindeutig aus für den Entwurf des Münchner Büros Burger Rudacs Architekten, die gemeinsam mit Wamsler Rohloff Wirzmüller FreiRaumArchitekten aus Regensburg für die Landschaftsplanung ihre Vorschläge eingereicht hatten. Besonders wurde das Preisgericht durch die sehr klar gegliederte Organisation der Grundrisse überzeugt. Auch nimmt der Entwurf die das Grundstück umgebende Seebener Straße sowie Blickbeziehungen zur Bartholomäuskirche sensibel auf. Ebenso überzeugte, dass die geplanten Außenwandflächen aus rötlichem Sichtmauerwerk die Materialien der umgebenden Bebauung aufnehmen und sie aus Sicht des Preisgerichts durch die stringente Ausformung in ein zukunftsträchtiges, eigenständiges Gebäude übertragen. Dabei wird durch die Verwendung von einheitlichen, robusten Materialien eine dauerhafte Schönheit des Gebäudes vom Preisgericht erwartet. Nicht zuletzt erfüllten die geplanten Atelierräume im Entwurf alle Erwartungen.

„Der Weg bis zum nun endlich greifbaren Neubau war lang – fast unglaublich lang. Nun liegt das Ergebnis des Architekturwettbewerbs vor, die konkrete Bauplanung läuft. Wir freuen uns, diesen Stand für unsere Hochschule, aber auch für die Stadt und das Land erreicht zu haben. Die Hochschule strahlt auch über ihre Lehrenden und Studierenden, ihr Renommee und ihre Gebäude in die Stadt und Region aus. Hochschule und Stadt sowie Land profitieren wechselseitig und fördern einander. Die bauliche Qualität ist eine Basis, die für Lehrende und Studierende eine attraktive künstlerische und akademische Perspektive aufzeigt. Nicht zuletzt trägt dieser Neubau dazu bei, dass die Region, die Stadt und die Hochschule auch in den kommenden Jahrzehnten weiterhin anziehend für Studierende, Lehrende und Fachkräfte bleibt“, betont Burg-Kanzlerin Linda Baasch die weitreichende Bedeutung des geplanten Baus.


Und nun?
Bevor die Bauphase vor Ort beginnen kann, werden 2022 und 2023 die Architekt*innen und Fachplaner*innen die Bauunterlagen in der nötigen Detailtiefe erstellen und abstimmen. Auch die statischen sowie technischen Herausforderungen werden eingehend gerpüft und beurteilt. Dann kann vorbereitet werden, welches Fachgewerk wann für den Bau eingeplant und beauftragt wird. Voraussichtlich 2024 kann der Bau dann schließlich beginnen – und wenn alles klappt wie erhofft, wird der Neubau für die Kunst 2027 fertiggestellt werden.

Die BURG möchte natürlich schon vorab Einblicke geben, welche Architektur dort entstehen wird. Deshalb gibt es vom 8. April bis 8. Mai 2022 eine Präsentation in der Burg Galerie im Volkspark, die die vielfältigen Lösungen aller Architekturbüros sowie den zu realisierenden Entwurf ausführlich vorstellt. Parallel dazu erscheint im Hochschulverlag eine Publikation mit allen Einreichungen.


Auf einen Blick

Bauherr: Land Sachsen-Anhalt, Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt (BLSA)
Wettbewerbsbetreuung: Wenzel & Drehmann Planungs-Entwicklungs-Management, Weißenfels

Jury des Architekturwettbewerbs

Fachpreisrichter*innen: Thomas Dietzsch (dietzsch & weber Architekten BDA), Hille Krause (KBNK ARCHITEKTEN), Gesa Loschwitz-Himmel (Landschaftsarchitektin und Journalistin), Prof. Axel Müller-Schöll (Professor für Innenarchitektur/Ausbaukonstruktion, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle), Prof. Karl-Heinz Petzinka (Rektor, Kunstakademie Düsseldorf), Prof. Jórunn Ragnarsdóttir (Vorsitzende des Preisgerichts, LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei), Prof. Amandus Samsøe Sattler (Allmann Sattler Wappner Architekten, Präsident der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen)

Stellvertretende Fachpreisrichter*innen: Dagmar Bürk-Kaiser (Freie Architektin BDA, Freie Innenarchitektin), Axel Lohrer (lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner), Prof. Angela Mensing-de Jong (Professorin für Städtebau, Technische Universität Dresden), Prof. Ivan Reimann (Thomas Müller Ivan Reimann Architekten)

Sachpreisrichter*innen: Prof. Dieter Hofmann (Professor für Industrial Design/Produkt- und Systemdesign, Giebichenstein Kunsthochschule Halle), René Rebenstorf (Beigeordneter Stadtentwicklung und Umwelt, Stadt Halle (Saale)), Sabine Spansel (Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt), Helgard Tittel (Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt), Nicole Weishof (Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt), Carla Wilkins (Lichtvision Design)

Stellvertretende Sachpreisrichter*innen: Linda Baasch (Kanzlerin, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle), Prof. Paul McDevitt (Professor für Zeichnung und Druckgrafik, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle), Thomas Bechstein (Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt), Matthias Kloss (Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt), Thomas Neumann (Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt)

An den zwei Preisgerichtssitzungen nahmen zudem noch Sachverständige und Vertreter*innen der Studierendenschaft sowie weitere Gäste teil.